Es ist Silvester, 19.30 Uhr in Evolène VS. Eine Gruppe von Leuten ist zu Fuss unterwegs zu einer befreundeten Familie. Die fünf Kinder (zwischen 8 und 13 Jahren) wollen die Hauptstrasse überqueren. Da rast ein Auto mit etwa 80 km/h auf sie zu.
Vier der Kinder schaffen es, rechtzeitig zur Seite zu springen. Das fünfte – eine 12-jährige Genferin – nicht. Der Fahrer erwischt das Kind am Fuss und begeht Fahrerflucht. Die Rettungskräfte bringen das Mädchen ins Spital, wo die Ärzte einen mehrfachen Knochenbruch am Knöchel diagnostizieren.
Gemeindepolizist ist Unfallfahrer
Brisant: Der Fahrer ist T.D.*, der Dorfpolizist von Evolène, wie «Le Matin» schreibt. Seine Kollegen können ihn wenig später anhalten – und merken, dass er betrunken ist. Kurz vor seiner Suff-Fahrt war T. noch in einer Beiz. Dort hatte man ihm gesagt, er solle nicht mehr fahren – T. hatte die Warnungen jedoch ignoriert.
Die Polizei nahm T. – dessen Alkoholproblem laut «Le Matin» ein offenes Geheimnis im Dorf ist – den Fahrausweis auf der Stelle ab und brachte ihn zum Ausnüchtern in eine Arrestzelle.
Die Eltern des Mädchens haben den Polizisten angezeigt.
«Wir brauchen ihn in der Wintersaison»
Was sauer aufstösst: T. ist nach seiner Suff-Fahrt immer noch im Dienst. Weil er sein Billett los ist, chauffiert ihn im Moment ein Kollege zu seinen Einsätzen. «Wir haben bis jetzt noch keine Massnahmen ergriffen, weil wir die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft abwarten wollen», sagt die Gemeindepräsidentin von Evolène, Virginie Gaspoz.
Dann fügt sie einen weiteren Grund an: «Wir brauchen ihn in der Wintersaison.» Denn T. ist der einzige Polizist im Dorf.
«Das, was passiert ist, ist schlimm. Die Konsequenzen hätten noch viel tragischer sein können», sagt Gaspoz. Dorfpolizist T. sei untröstlich. Zur Zeitung sagte er bloss: «Ich habe im Moment nichts zu sagen.» (stj)