Am Samstag startete im grossen Freilichtmuseum Ballenberg bei Brienz BE die 40. Sommersaison. Pünktlich zum Saisonstart verbreitet das 66 Hektaren grosse Gelände mit den über 100 originalen, jahrhundertealten Gebäuden aus allen Landesteilen eine längst verblichene Schweizer Heimat-Idylle.
So richtig zum Feiern ist es den Verantwortlichen des Ballenbergs jedoch trotz des Jubiläums nicht zumute. Das Museum steckt in der Krise. Sinkende Besucherzahlen, ein Investitionsstau bei den historischen Gebäuden und die Winterstürme Burglind, Evi und Frederike bringen das Freilichtmuseum in finanzielle Schieflage.
Weniger Interesse am Freilichtmuseum
Peter Flück, Stiftungsratspräsident, schlägt Alarm: «Wir brauchen Hilfe. Uns fehlen 100'000 Franken, um die Sturmschäden bezahlen zu können.» So hoch ist der Betrag der Sturmschäden, die nicht durch Versicherungen gedeckt sind. Das Loch stopfen sollen Spenderinnen und Spender – das Freilichtmuseum hat dafür vergangene Woche Bettelbriefe rausgelassen. Ob das Geld zusammenkommt, ist ungewiss.
Schliesslich sorgt der Ballenberg schon länger für negative Schlagzeilen, weil er auf immer weniger Interesse stösst. Waren es in den besten Zeiten durchschnittlich 250'000 Eintritte, die jährlich verkauft wurden, ist der Stiftungsrat heute schon froh, wenn noch 210'000 Besucher nach Brienz reisen. Doch selbst dieses Ziel ist zu hoch gesteckt – 2017 zählte das Freilichtmuseum nur 197'000 Besucher. 2016 waren es knapp 190'000.
Das Resultat: hohe Defizite. So fehlten 2017 rund 950'000 Franken für ein ausgeglichenes Budget. Auch dieses Jahr wird gemäss Stiftungsrat mit einem dicken Minus gerechnet. «2019 müssen dann aber dringend schwarze Zahlen her», sagt Flück. Dafür müsste das Museum aber 240'000 Eintritte verkaufen.
Der berüchtigte Teufelskreis
Wie diese Zahl erreicht werden soll, weiss jedoch niemand. «Wir befinden uns in einem Teufelskreis: Wir müssten ins Rahmenprogramm investieren, um den Ballenberg für Besucherinnen und Besucher attraktiver zu machen – vor allem für Junge», sagt Flück. Aber das Freilichtmuseum muss auch dringend sparen – und das geht wiederum fast nur durch Kürzungen am kostenintensiven Rahmenprogramm.
Eine Klausur der Museumsleitung und des Stiftungsrats im Juli soll eine Antwort auf die Frage finden, wie das Freilichtmuseum kostendeckend betrieben werden kann, sagt Flück. Unterdessen hilft der Kanton Bern dem Ballenberg. Ab 2018 schiesst er neu 1,1 Millionen Franken jährlich ins Museum, doppelt so viel wie 2017.