Regula Knutti (34) aus Weissenburg BE sieht nicht so aus, als könnte man sie leicht aus dem Gleichgewicht bringen. Doch was ihr am Mittwoch passierte, hat die Bäuerin, Blumengeschäftsbesitzerin und Sigristin der reformierten Kirche Erlenbach im Simmental erschüttert: Regula Knutti wurde Opfer eines fiesen Angriffs in der Kirche.
Ein Räuber schlug sie von hinten nieder und raubte die ohnmächtige Frau aus. «Ich habe seither ständig starke Kopfschmerzen», sagt sie. «Ich kann zehn Minuten spazieren, dann wird mir schlecht.»
Gegen 13.15 Uhr war die Sigristin in der Kirche. Sie bereitete eine Beerdigung vor. «Ich ging in Richtung Eingang, um das Licht einzuschalten. Da hörte ich ein Geräusch», erzählt sie. Zuerst dachte sie, es sei ein Kind. «Als ich dann die Tür zum Schaltkasten öffnete, spürte ich einen dumpfen Schlag. Dann war ich weg. Ich hatte vorher vom Täter nichts bemerkt.»
160 Franken gestohlen
Der Räuber schlug ihr einen Kinderstuhl auf den Kopf. Erst eine halbe Stunde später wachte die Sigristin auf. «Ich fühlte, dass ich am Kopf eine Wunde hatte. Ich sah Blut am Boden. Aber es kam aus der Nase. Mein Portemonnaie lag offen neben mir», sagt Knutti. Ihr Bargeld und die Reka-Checks fehlten. Insgesamt 160 Franken. ID, Kreditkarten und Handy waren noch da.
Knutti rief den Mann der Pfarrerin an. Innert zwei Minuten war dieser vor Ort und alarmierte die Polizei. «Nach dem Schlag kann ich mich nicht mehr an alles erinnern. Ich habe Lücken», erzählt Knutti. Der Arzt im Spital diagnostizierte ein Schädel-Hirn-Trauma.
Noch schlimmer als die dauernden Kopfschmerzen sind die Albträume, die Knutti plagen: «Ich schlafe ein und wenig später wache ich verängstigt wieder auf. Dann kann ich nicht mehr einschlafen.»
300 Whatsapp-Nachrichten erhalten
Die Dorfbewohner machen sich Sorgen um die dreifache Mutter. «Ich hatte 300 Whatsapp-Anfragen, als ich das Handy nach dem Spitalaufenthalt einschaltete», erzählt sie. «Die Anteilnahme tut mir gut.»
Die Kirche war bis zum Vorfall immer geöffnet, «manchmal spielten sogar Kinder hier», sagt Knutti. Nun hängt ein Zettel am Eingang, die Kirche bleibt geschlossen. Wer sie besuchen will, muss den Schlüssel verlangen.
Im Moment weiss Knutti noch nicht, ob sie die Kirche je wieder betreten wird. «Die Erinnerung ist noch zu stark. Ich bin geschockt, dass so etwas passieren kann.»
Am gleichen Tag wurde in der Kirche eine Kommode aufgebrochen. Auch die Tür zum Turm wurde vor kurzem gewaltsam geöffnet. Zu klauen gab es dort aber nichts.
Regula Knutti macht sich Sorgen. «Der Frühling ist für meine Familie die arbeitsintensivste Zeit. Im Blumengeschäft muss man sich um die Friedhofbepflanzungen kümmern. Auf der Weide muss man die Zäune für die Kühe vorbereiten. Es gibt so viel zu tun, und ich kann fast nichts machen.»