«Es fehlen mehrere tausend Franken»
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Downtown-Hostel Interlaken:«Es fehlen mehrere tausend Franken»

Rezeptionistin (22) zockt Interlakner Hostel ab
Das Bargeld der Araber steckte sie in den eigenen Sack

Wer in Interlaken Wohnungen auf Airbnb vermieten kann, verdient sich eine goldene Nase. Davon wollte auch die Rezeptionistin Melanie F. (22) profitieren – und bediente sich aus der Kasse ihrer eigenen Chefin im Downtown Hostel.
Publiziert: 08.12.2018 um 16:07 Uhr
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Angela Mattmann im Downtown Hostel in Interlaken. Hier hat ihr Melanie F. 100'000 Franken aus der Kasse gestohlen.
Foto: Flavio Razzino
Flavio Razzino

Für Anbieter von Airbnb-Wohnungen in der Schweiz ist Interlaken BE eine Goldgrube. Rund 50 Millionen Franken haben die Wohnungsbesitzer dieses Jahr eingenommen. Nirgends in der Schweiz verdient man mit Airbnb-Wohnungen mehr.

Ein Stück vom Kuchen wollte auch Melanie F.* (22) abbekommen. Die junge Frau ist eine langjährige Bekannte von Hostel-Betreiberin Angela Mattmann (55), die sie angestellt hatte. Seit Mai arbeitete F. als Rezeptionistin beim Downtown Hostel am Bahnhof Interlaken West. Während ihrer Arbeitszeit war sie alleine zuständig für die Betreuung der Gäste und musste dort auch einkassieren, wie Mattmann sagt. Das tat F. gerne: Bloss soll das Geld der Gäste in ihrem eigenen Sack und nicht auf dem Konto ihrer Chefin gelandet sein.

Vor allem bei Arabern kassierte F. ordentlich Bargeld ein

Vor allem bei arabischen Kunden konnte F. offenbar absahnen – denn diese zahlen meistens in bar. «Sie ging immer gleich vor. Bei Gästen, die bar zahlen wollten, gab sie im Buchhaltungssystem an, dass mit Kreditkarte bezahlt wurde. Häufig mit dem Login einer anderen Mitarbeiterin. Das Geld steckte sie dann selber ein», sagt Mattmann.

Gerade weil der Ansturm auf ihre Wohnungen und das Hostel in diesem Jahr überraschend gross war, merkte die Betreiberin zu spät, dass Geld in der Kasse fehlte. Selbstkritisch sagt sie: «Ich hatte grosses Vertrauen in meine Mitarbeiterin und zu wenig Sicherungen eingebaut.» 

Schaden: 100'000 Franken

Anfang Oktober wird F. schliesslich aus dem Hostel abgeführt. Mattmann hatte der Polizei ordnerweise Belege übergeben, die beweisen sollen, dass ihre Angestellte rund 100'000 Franken aus der Kasse gestohlen hatte. Trotzdem kam F. am selben Tag wieder frei.

Während die Polizei die Ermittlungen aufnahm, schenkte sie der jungen Frau gleichzeitig aber jede Menge Zeit, um das Geld von Mattmann zu verprassen. Wie BLICK-Recherchen zeigen, lebt die junge Frau seit ihrer Kündigung in Saus und Braus. So wohnt sie seit Anfang Monat in einer Luxuswohnung in Spiez BE – Seesicht und Dachpool inklusive. Miete im Monat: 3500 Franken. Obwohl die junge Frau seit zwei Monaten arbeitslos ist. Die Polizei warnt mögliche neue Arbeitgeber gar davor, sie anzustellen, wie BLICK erfuhr.

Dass F. so viel Zeit hat, um ihr Geld zu verprassen, ärgert Mattmann. Die Kantonspolizei Bern bestätigt zwar, dass gegen F. Ende September eine Anzeige wegen eines Vermögensdelikts eingegangen ist. Noch laufen aber Ermittlungen, wie Dominik Jäggi zu BLICK sagt.

Keine U-Haft angeordnet

Warum hat man trotz hoher Deliktsumme keine U-Haft angeordnet und so verhindert, dass das Geld verschwindet? Dazu will die Kantonspolizei keine Stellung nehmen. «Ob in einem konkreten Einzelfall die Voraussetzungen für eine Hafteröffnung gemäss den gesetzlichen Bestimmungen gegeben sind, muss die Staatsanwaltschaft beurteilen», heisst es auf BLICK-Nachfrage.

Melanie F. wollte nicht mit BLICK sprechen – ihr Anwalt auch nicht. 

* Name geändert

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