Muslimische Gymnasiastin abgewiesen
Kein Burkini in Freiburger Thermalbad

Einer Gymnasiastin wurde wegen ihres Burkinis der Zutritt ins Thermalbad in Val-de-Charmey FR verweigert. Die Klasse solidarisierte sich und ging stattdessen ins öffentliche Hallenbad. Dort war das Kleidungsstück kein Problem.
Publiziert: 21.09.2018 um 20:29 Uhr
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Aktualisiert: 21.09.2018 um 20:31 Uhr
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Das Luxusbad Bains de la Gruyère verwehrt einer muslimischen Schülerin den Zutritt ins Wasser. Denn: Die Gymnasiastin trug ein Burkini.
Foto: bainsdelagruyere.ch

Ein Burkini sorgt für Aufsehen: Am Dienstag will eine Schulklasse einen Nachmittag im schmucken Thermalbad Bains de la Gruyère in Val-de-Charmey FR verbringen. Alle Schüler dürfen ins Schwimmbecken, doch eine wird abgewiesen: Ein muslimisches Mädchen mit Burkini, einem Badeanzug, der alles ausser Gesicht, Hände und Füsse abdeckt. Dies schreibt die Zeitung «La Liberté».

Die Muslimin weint. Die Klassenkameraden des Mädchens zeigen sich solidarisch und gehen aus Protest ebenfalls nicht ins Wasser. BLICK-Recherchen ergeben: Es handelt sich um eine Klasse des französischen Gymnasiums in Biel BE.

Béatrice Ambühl, Direktorin der Bains de la Gruyère, sagt gegenüber «La Liberté», dass die Vorschriften klar seien: Geht die Badebekleidung eines Gastes über das Knie, ist der Zutritt ins Wasser verboten. Zu verbotenen Schwimmanzügen gehören etwa Triathlon- und Tauchanzüge – und auch Burkinis. Aus hygienischen Gründen habe man der Burkini-Schülerin untersagt, das Schwimmbecken zu betreten.

Burkini-Mädchen unter Schock

Nach dem Vorfall beschliesst die Klasse, die Bains de la Gruyère zu verlassen. Stattdessen wird beschlossen, ins wenige Minuten entfernte öffentliche Hallenbad zu gehen. Auch dieses liegt in Val-De-Charmey. Dort angekommen, wird nun allen Schülern der Klasse der Zutritt ins Becken gewährt – auch der Muslimin mit ihrem Burkini.

Jorge Gomes (49), Bademeister des Hallenbads, sagt zu BLICK: «Ich war an diesem Tag dort, wie immer. Als die Klasse von etwa 16 Schülern im Alter von 15 bis 16 Jahren bei uns ankam, stand das muslimische Mädchen immer noch unter Schock. Der Lehrer erklärte mir, was geschah. Er sagte, dass die Klasse in einem Lager sei und einfach einen Nachmittag in der Badi verbringen möchte.» Für Gomes war klar: Bei ihm dürfen alle ins Wasser. Auch jemand mit Burkini. «Ist ein Burkini von gleicher Beschaffenheit wie ein normaler Badeanzug, sprich aus Neopren oder Lycra, darf diese Person natürlich ins Schwimmbecken steigen», sagt Gomes.

Die Klasse habe sich in seinem Schwimmbad vorbildlich verhalten, erzählt Gomes. «Sie waren sehr anständig und haben keinen Seich gemacht. Trotz des Vorfalls in den Bains de la Gruyère konnten sie bei uns dann doch noch einen tollen Badi-Nachmittag geniessen.»

Erster Burkini-Gast in 30 Jahren als Bademeister

Gomes sagt, dass das Mädchen in seinen 30 Jahren als Arbeitskraft im Hallenbad von Val-de-Charmey der erste Gast mit Burkini gewesen sei. Dennoch: «Die anderem Gäste störten sich nicht daran, dass die Gymnasiastin ein Burkini trug.»

Das Burkini ist nicht nur «einfach ein Kleidungsstück» – sondern ein aus religiösen Gründen stigmatisiertes. Gomes sagt dazu: «Ich bin Katholik mit portugiesischen Wurzeln. Aber ich respektiere alle Religionen. Ich störe mich nicht an einem Burkini – solange alle Regeln der Hygiene eingehalten werden. Bevor sie ins Schwimmbecken stieg, duschte das Mädchen. Also alles in Ordnung.»

Die Schulleitung des französischen Gymnasiums bestätigt den Vorfall gegenüber BLICK. Über die genaue Herkunft der betroffenen Schülerin dürfe sie keine Auskunft geben. «Für uns ist die Sache in Ordnung. Wir respektieren das Reglement der Bains de la Gruyère. Das solidarische Verhalten der Klasse gegenüber der Mitschülerin empfinden wir als adäquat. Nach dem Vorfall hat die Klasse und die zwei anwesenden Lehrpersonen das Eintrittsgeld umgehend zurückerstattet bekommen.» Ob sie die Regeln der Bains de la Gruyère gut oder schlecht fände, wollte die Schulleitung nicht kommentieren.

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