In der Berner Strafanstalt Thorberg werden renitente Häftlinge gefesselt. Das geht aus einem Bericht der Nationalen Kommission zur Verhütung von Folter (NKVF) hervor, der SonntagsBlick vorliegt. Demnach fielen die Fesselungen während einer Kontrolle des Bundes im vergangenen Jahr auf.
Die Anti-Folter-Kommission hält solche Methoden für unmenschlich: «Die Delegation nahm mit Besorgnis zur Kenntnis, dass stark agitierte Personen mit zusätzlichen Hand- und Fussfesseln in der Sicherheitszelle fixiert werden.» Die Kommission stuft dieses Vorgehen als «unangemessen» ein und empfiehlt der Gefängnis-Direktion, darauf in Zukunft zu verzichten.
NKVF-Geschäftsführerin Sandra Imhof: «Dass Gefangene in einer Arrestzelle zusätzlich gefesselt werden, ist eine veraltete Praxis, die wir als nicht notwendig erachten.» Der mehrstündige Aufenthalt in einer Sicherungszelle sei bereits einschneidend genug. «Wir gehen davon aus, dass die Praxis eingestellt wird oder mildere Massnahmen geprüft werden.»
Methode wird beibehalten
Thorberg-Direktor Thomas Egger rechtfertigt die Methode und betont, dass Hand- und Fussfesseln nur in ein bis zwei Fällen pro Jahr eingesetzt würden. «Es wird auch weiterhin so sein, dass stark agitierte Personen zu ihrem eigenen Schutz mit Fesseln versehen werden müssen.»
Es ist nicht das erste Mal, dass die Strafanstalt Thorberg wegen problematischer Praktiken in die Schlagzeilen gerät. Anfang 2016 wurde publik, dass Insassen stundenlang angekettet worden waren.
Dafür hatte die Gefängnisleitung eigens Eisenringe an der Wand einer Sicherungszelle installieren lassen. Auch damals stufte die Anti-Folter-Kommission die Methode als veraltet und unangemessen ein.