Die Staatsanwaltschaft Oberwallis hat den Vater und den Bruder einer jungen Frau aus Albanien der mehrfachen Nötigung für schuldig gesprochen. Sie wurden zu bedingten Geldstrafen von 2550 und 1600 Franken sowie Bussen von 600 und 300 Franken verurteilt.
Das Mädchen absolvierte 2015 eine Lehre im Detailhandel, als es sich in einen Jungen aus ihrem Heimatland verliebte, schreibt der «Walliser Bote» (Artikel nur mit Abo verfügbar). Auch der Albaner machte eine Verkäuferlehre im Oberwallis.
Freund verprügelt
Die Familie der jungen Frau war gegen die Liaison. Einer der Brüder passte den Freund seiner Schwester mit dem Auto am Abend bei dessen Arbeitsplatz ab und zwang ihn zum Einsteigen. Auch der Bruder des Fahrers setzte sich später ins Auto.
Dort verprügelten die beiden den Freund ihrer Schwester. Der junge Mann erlitt Kieferverletzungen und ein Zahn wurde ihm ausgeschlagen. Die Brüder drohten ihm, wenn er sich nochmals mit der Schwester treffe, «würde er nicht mehr auf den Beinen stehen».
Verwandte überwachten Mädchen
Auch die junge Frau wurde von ihrer Familie drangsaliert. Die Brüder nahmen ihr das Telefon weg, damit sie nicht mehr mit ihrem Freund Kontakt aufnehmen konnte.
Noch am gleichen Abend teilte der Vater der Tochter zu Hause mit, sie müsse diese Verbindung beenden. Um sie am Arbeitsplatz zu kontrollieren, bot er eine ganze Reihe von Verwandten auf.
Diese überwachten das Mädchen abwechslungsweise an ihrem Arbeitsplatz, um einen Kontakt mit dem Freund zu verhindern.
Zuflucht in Frauenhaus
Als sich das Mädchen gegen dieses Vorgehen wehrte, wurde es nach Lausanne zu Verwandten geschickt. Sie wurde dort gewungen, ihrem Arbeitgeber telefonisch mitzuteilen, dass sie ihre Lehre nicht mehr weiterführen könne.
Das Mädchen tauchte dann unter und fand vorübergehend Schutz in einem Frauenhaus.
Nach einer Anzeige wurden jetzt Vater und einer der Söhne von der Staatsanwaltschaft Oberwallis wegen Nötigung verurteilt.