Bestechung von Beamten
Interalp-Chef wurde gar nie abgesetzt

Wegen Bestechungsvorwürfen distanzierte sich die Baufirma Interalp von ihrem Geschäftsführer. Jetzt kommt aus: Er hat seinen Posten gar nie aufgegeben.
Publiziert: 29.01.2017 um 21:11 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 10:45 Uhr
Antonio M. sass im letzten Frühling wegen Bestechungsvorwürfen in U-Haft. Obwohl sich Interalp von ihm distanzierte, ist er dort nach wie vor verantwortlich.
Foto: ZVG
Cyrill Pinto

Im letzten März flog im Wallis der Bestechungsskandal rund um die Millionenaufträge zur Sanierung der Simplonpassstrasse auf. Drei Personen wurden in Untersuchungshaft gesetzt, später weitete die Bundesanwaltschaft ihre Ermittlungen auf eine vierte Person aus. Der Vorwurf: Interalp-Geschäftsführer Antonio M. (62) soll mit Geschenken und Einladungen Beamte des Bundesamtes für Strassen (Astra) bestochen und so Aufträge von über 150 Millionen Franken an Land gezogen haben. 

Vollmundig distanzierte sich Interalp kurz nach der Verhaftung von ihrem Geschäftsführer und erklärte, Antonio M. werde freigestellt. «Die mutmasslichen Verfehlungen eines einzelnen Mitarbeiters widersprechen der Geschäftspraxis der Interalp AG», man halte sich stets an die gesetzlichen Vorgaben, hiess es in der von einer PR-Agentur verfassten Mitteilung.

Reines Lippenbekenntnis

Heute zeigt sich: Die Mitteilung war ein reines Lippenbekenntnis. Denn inzwischen ist der damals eingesetzte Interims-Geschäftsführer Davide L. für die Baufirma Frutiger AG tätig. Und der angeblich abgesetzte Geschäftsführer Antonio M. ist laut Handelsregister nach wie vor Geschäftsführer und Direktor der Interalp Bau AG und in dieser Funktion alleine unterschriftsberechtigt.

Gemäss Bundesanwaltschaft ist das Strafverfahren gegen die vier Personen wegen passiver und aktiver Bestechung von Amtspersonen «noch in Gang», wie eine Sprecherin dem SonntagsBlick bestätigt.

Obwohl das Verfahren gegen M. weiterläuft, ist das Unternehmen weiterhin mit Aufträgen der öffentlichen Hand betraut. Beim Autobahnbau im Oberwallis ist die Interalp in mehrere Arbeitsgemeinschaften eingebunden. Zuletzt erhielt das Unternehmen einen Sanierungsauftrag der Gemeinde Steg-Hohtenn VS über rund 100’000 Franken.

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