Die Berner sind in Aufruhr. Grund ist der Berner Marsch. Eine bernische Tradition, zu der man sich erhebt, wie beim Schweizerpsalm.
Der Berner Marsch ertönte auch kürzlich an der Feier in Thun, zu Ehren des abtretenden Grossratspräsidenten Carlos Reinhard (FDP). Wie «Der Bund» berichtet, hatten sich alle Gäste erhoben, ausser SP-Grossrätin Ursula Zybach, die am 6. Juni das Amt des höchsten Berners von Reinhard übernehmen wird. Ein Affront für viele Ratskollegen.
«Völlig respektlos»
Für den Stadtberner SVP-Grossrat Thomas Fuchs ist dieses Verhalten «völlig respektlos», schreibt die Zeitung. Jemand, der sich nicht zum Berner Marsch erhebe, sei für das Grossratspräsidium «ungeeignet».
Bei der Berner SVP ertönt der Marsch zu jeder Delegiertenversammlung. Dann bleibt niemand sitzen. Und nicht nur bei SVP-Versammlungen und Grossratsfeiern wird der Marsch gespielt. Auch vor jedem Heimspiel des SC Bern ertönt der Zweivierteltakt.
Melodie sei «sehr schön»
Weshalb die höchste Bernerin in spe sitzen blieb, hat keinen musikalischen Grund. Sie empfände die Melodie als «sehr schön», sagt sie dem Blatt. Was sie störe, sei der Text. Sie wolle nicht «unsere Buben in den Krieg schicken». Schon ihr Vater habe sich darum nicht zum Marsch erhoben.
Bereits Anfang der 90er-Jahre führte das Thema zu einer heissen Debatte im Parlament. Ein Vorstoss des damaligen Grossrats Ernst Eggimann (GFL) wollte vom Regierungsrat wissen, ob man beim Marsch aufstehen soll oder nicht. Die Frage wurde aber nicht abschliessend geklärt. Es handle sich nicht um eine offizielle Hymne, darum sei es nicht Sache des Regierungsrats, ein Verhalten vorzuschreiben.
Persönliches Befinden von untergeordneter Bedeutung
Auch bei der Feier zur Wahl von Zybach als Grossratspräsidentin wird der Berner Marsch ertönen. Dafür muss sich Zybach jedoch nicht extra erheben, denn der Marsch wird bereits bei ihrer Ankunft abgespielt. Sie werde auch zukünftig «keine grosse Geschichte» daraus machen, sagt sie dem «Bund».
Wenn der Marsch künftig ertöne, werde sie aufstehen. Dann aber als Amtsinhaberin, denn als Grossratspräsidentin vertrete sie die Bevölkerung des ganzen Kantons. Deshalb sei ihr persönliches Befinden von untergeordneter Bedeutung. Und es sei zu aufwendig, allen ihre Gründe fürs Sitzenbleiben zu erklären.
1.
Träm, träm, trädiridi,
Alli Manne standet i!
Die vor Ämme, die vor Aare,
Stark und frey in Not und G'fahre!
2.
Träm, träm, trädiridi,
Mir wei freyi Schwyzer sy!
Rüeft is's Land zum Schutz a d'Gränze,
Lue, wie d'Ouge allne glänze!
3.
Träm, träm, trädiridi,
Üse Mutz isch gärn derby!
Stellet ne a d'Spitzi füre,
Sachermänt, är stieret's düre!
4.
Träm, träm, trädiridi,
Bis zum Tod muess g'stritte sy!
Üser Buebe müesse säge:
«Si sy gstorbe üsetwäge!»
1.
Träm, träm, trädiridi,
Alli Manne standet i!
Die vor Ämme, die vor Aare,
Stark und frey in Not und G'fahre!
2.
Träm, träm, trädiridi,
Mir wei freyi Schwyzer sy!
Rüeft is's Land zum Schutz a d'Gränze,
Lue, wie d'Ouge allne glänze!
3.
Träm, träm, trädiridi,
Üse Mutz isch gärn derby!
Stellet ne a d'Spitzi füre,
Sachermänt, är stieret's düre!
4.
Träm, träm, trädiridi,
Bis zum Tod muess g'stritte sy!
Üser Buebe müesse säge:
«Si sy gstorbe üsetwäge!»