Geht Yvette Estermann in diesen Tagen durch ihre Heimatstadt Kriens LU, gibt es nur ein Thema: die Zeitumstellung am kommenden Sonntag. «Kurz vorher werden die Leute richtig kribbelig», sagt die SVP-Nationalrätin.
Dass sie ihrem Unmut ausgerechnet Estermann gegenüber Luft machen, ist kein Zufall. Die gebürtige Slowakin kämpft seit Jahren gegen die Zeitumstellung. «Schon als Kind konnte ich diese Dummheit nicht verstehen», sagt sie. «Die Uhr umzustellen widerspricht doch einfach dem gesunden Menschenverstand.»
Nationalstolz, Glühbirnen und Sommerzeit
Drei Themen ziehen sich durch Estermanns politische Karriere: der Nationalstolz (auf ihr Bestreben hin wird zu Beginn jeder Legislatur im Parlament die Landeshymne gesungen und weht auf dem Bundeshaus immer eine Schweizerfahne), das Verbot von Glühbirnen – und eben die verhasste Sommerzeit. Nicht weniger als vier Vorstösse dazu hat sie eingereicht, seit sie 2007 in den Nationalrat eingezogen ist. Den letzten im vergangenen Dezember: «Schluss mit der Zeitumstellung!» fordert sie darin.
Für den Grossteil der Menschen sei die Umstellung der Uhr ein Ärgernis, das zu grossen gesundheitlichen Problemen führen könne. «Vor allem, wer früh aufstehen muss, leidet. Er muss morgens eine Stunde früher raus, kommt abends aber nicht zur Ruhe, weil es noch hell ist.» Zum Teil schliefen die Leute den ganzen Sommer über eine Stunde zu wenig. Auch für Diabetiker und Personen, die regelmässig Medikamente nehmen müssten, sei die Umstellung mühsam.
Von Eulen und Lerchen
Schuld sei die innere Uhr, gegen die man nichts machen könne: «Wir sind entweder Eulen, also Nachtmenschen, oder Lerchen, die morgens gut aus den Federn kommen», sagt Estermann. Besonders die Eulen litten im Sommer und hätten immer das Gefühl, ihre Nacht sei eine Stunde zu kurz.
Estermanns Bemühungen waren trotz allem nicht von Erfolg gekrönt. Alle Vorstösse wurden bisher abgelehnt. «Die Welt wird leider von Lerchen beherrscht», sagt sie lachend, eine Doña Quichote, nicht im Kampf gegen Windmühlen, sondern gegen Uhren.
Dennoch mag sie nicht aufgeben, «solange sich so viele Leute deswegen bei mir melden». Auftrieb gibt ihr aber die europäische Diskussion: In immer mehr Ländern werde die Abschaffung der Zeitumstellung zum Thema. Sie ist sicher: «Irgendwann ist es auch bei uns so weit!»