«Wording Anfrage Wiederwahl Widmer-Schlumpf»
Maulkorb für CVP-Parlamentarier!

Das Widmer-Schlumpf-Lager fällt auseinander – und der CVP-Spitze flattern die Nerven. Mit einer E-Mail an alle Fraktionsmitglieder versucht sie nun die Reihen wieder zu schliessen.
Publiziert: 19.10.2015 um 16:00 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 16:57 Uhr
Von Ruedi Studer und Nico Menzato

Er gehört zu den treuesten Verbündeten von BDP-Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf: CVP-Chef Christophe Darbellay. Gebetsmühlenartig wiederholt er, dass eine so tüchtige Bundesrätin nicht abgewählt werden darf.

Bisher hat die CVP-Fraktion diesen Kurs mitgetragen, doch jetzt lassen erste CVP-Parlamentarier Widmer-Schlumpf fallen. So etwa die Nationalräte Jakob Büchler (SG), Gerhard Pfister (ZG) oder Fabio Regazzi (TI).

Das Widmer-Schlumpf-Lager fällt auseinander! Und der CVP-Spitze flattern die Nerven!

E-Mail aus dem Fraktionssekretariat

Das zeigt eine E-Mail aus dem Fraktionssekretariat an alle Fraktionsmitglieder – auch an die gestern Neugewählten –, welches Blick.ch vorliegt.

Der Betreff des Schreibens von heute Anfang Nachmittag: «Wording Anfrage Wiederwahl BR Eveline Widmer-Schlumpf». Und die Wichtigkeit: «Hoch»!

Die Bundesratswahl bleibe auch nach der Parlamentswahl «die brennende Frage bei den Medienschaffenden», heisst es darin. Dabei wird vor Medien gewarnt, welche die nun gewählten CVP-Vertreter nach ihrer Meinung zur Wiederwahl von Eveline Widmer-Schlumpf befragen würden.

Das passt der Zentrale in Bern überhaupt nicht. Zu gross die Angst, dass die CVP in dieser Frage weiter auseinanderfällt. So versucht die Parteispitze zu retten, was zu retten ist – und ihre Fraktionsmitglieder auf Linie zu halten.

Nichtssagender «Anwortvorschlag»

Den Fraktionsmitgliedern diktiert die Zentrale deshalb einen «Antwortvorschlag»!

«Es ist noch nicht abschliessend bekannt, welcher Bundesrat bzw. welche Bundesrätin sich für eine weitere Legislatur zur Verfügung stellen wird», sollen die CVP-Politiker den Journalisten also ins Notizbuch diktieren.

Und auch gleich betonen, dass «die neue CVP-Fraktion, welche den Bundesrat schliesslich wählen wird, noch nicht komplett» sei. Um dann auch gleich klar zu machen, dass «es darum müssig ist, jetzt schon darüber zu sprechen».

Und jegliche Nachfragen werden dann mit einem eleganten Schlusssatz abgewürgt: «Wir äussern uns dazu, wenn das gesamte Parlament – inklusive Ständerat – definitiv gewählt ist.»

Das möglichst nichtssagende Wording ist nichts anderes als ein veritabler Maulkorb. Der CVP-Trupp soll sich nicht vorzeitig auseinanderdividieren lassen. Ob den CVP-Bossen das gelingen wird?

Büchler und Co. zeigen: Die CVP-Reihen hinter Parteichef Darbellay lichten sich.

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