Wandervögel und Nachtschwärmer können jubeln
Billett-Zuschläge sollen wegfallen

Die Zuschläge im öffentlichen Verkehr sollen abgeschafft werden. Im Nationalrat zeichnet sich dafür eine Mehrheit ab. Auch der Bundesrat prüft den Verzicht auf Nachtzuschläge und Aufschläge bei Bergbahn-Tickets.
Publiziert: 25.04.2018 um 23:40 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 19:40 Uhr
Wenn nachts der Billett-Kontrolleur kommt, gibts oft ein böses Erwachen: Nachtzuschlag vergessen!
Foto: Keystone
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Pascal Tischhauser

Sie sind ein ständiges Ärgernis, die Zuschläge im öffentlichen Verkehr (ÖV). Im städtischen Raum werden sie in manchen Kantonen nachts am Wochenende fällig, in Bergregionen bei Bussen und Seilbahnen auch am Tag. Gerade wer es als Besitzer eines Generalabonnements (GA) gewohnt ist, überall einfach in den ÖV einzusteigen, kann eine böse Überraschung erleben.

Jetzt sollen diese Stolperdrähte für GA-Besitzer aber fallen – und für alle anderen auch.

Berggebietslobbyist denkt an die Städter

Ausgerechnet ein Oberwalliser Berggebietslobbyist gab den Anstoss dazu, dass nach dem Schiffsfünfliber für Züriseeschiffe auch der Zuschlag bei Nachtfahrten am Wochenende fällt: CSP-Nationalrat Thomas Egger (50).

Der Direktor der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB), der noch kein Jahr im Parlament sitzt, weiss dennoch, wie die politische Maschinerie in Bern läuft: Er ging schon vor seiner Wahl als Lobbyist im Bundeshaus ein und aus.

Stadt und Land für einmal vereint

Fahrgäste in der Stadt und auf dem Land ärgern sich über die Zuschläge. Also haben auch beide Seiten ein Interesse daran, diese abzuschaffen. Der smarte Walliser hat deshalb in Absprache mit einflussreichen Parlamentariern verschiedener Parteien einen Vorstoss aufgegleist, von dem alle profitieren: die Städter beim Wochenendausgang und die Einheimischen und Touristen in den Bergregionen. Die Kosten des ÖV-Freizeitangebots würde fortan die öffentliche Hand tragen.

Und das Vorhaben zeigt Wirkung: Eggers Forderung, die Abgeltungen im subventionierten Personenverkehr so abzuändern, dass auch der Freizeitverkehr abgeltungsberechtigt wird, wird der Bundesrat prüfen, wie «20 Minuten» berichtete.

Geringe Kosten für die Abschaffung der Zuschläge

«Die Kosten für die Abschaffung der ÖV-Zuschläge sind vernachlässigbar, wenn man sie mit den gesamten Abgeltungen von rund einer Milliarde Franken vergleicht, die der Bund jährlich für den Regionalverkehr aufwendet», stellt Egger klar. Und überhaupt mache es keinen Sinn, «in Städten und Berggebieten den Freizeitverkehr zu benachteiligen».

Sein Plan sollte aufgehen: Parlamentarier aus verschiedenen Parteien wollen ihn mittragen. Neben Mitte-links-Politikern hat mit Kurt Fluri (62) auch ein Freisinniger den Vorstoss mitunterzeichnet. Der Solothurner Nationalrat und Präsident des Schweizerischen Städteverbands glaubt, dass Eggers Postulat im Nationalrat mehrheitsfähig ist. «Als Städteverbandspräsident unterstütze ich Vorhaben, die die Attraktivität des ÖV verbessern. Dazu gehört auch, wie mit diesem Vorstoss, das GA zu stärken.»

Verkehrskommissionspräsidentin hält Nachtzuschläge für unnötig

Und auch die Präsidentin der Verkehrskommission, SP-Nationalrätin Edith Graf-Litscher (54), ist zuversichtlich, dass Eggers Postulat eine Mehrheit findet. «Es wäre eine grosse Vereinfachung, wenn die Nachtzuschläge abgeschafft würden. Sie verkomplizieren unser ÖV-System unnötig», erklärt die Thurgauerin.

Das könnte schon bald der Fall sein: Im Herbst will der Bundesrat die Reform des regionalen Personenverkehrs in die Vernehmlassung schicken. BLICK weiss: Dabei wird gleich auch die Abschaffung der ÖV-Zuschläge thematisiert.

Hier brauchts im Sommer Geduld

Im Sommer wird schweizweit auf über 30 SBB-Grossbaustellen geschliffen, gefeilt und gehämmert. Dabei werden 55 Kilometer Gleis erneuert, 92 000 Schwellen und 130 000 Tonnen Schotter verbaut. «In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der täglich ­Reisenden um 32 Prozent, diejenige der Züge pro Tag um 12 Prozent gestiegen», begründet Ruedi ­Büchi, Leiter Betrieb SBB Infrastruktur, die Sommer-Baustellen. Bei den Arbeiten im Sommer stehen über 2000 Mitarbeitende der SBB und spezialisierten Firmen im Einsatz. Zwischen dem 30. Juni und dem 26. August 2018 kommt es zu Teil- und Streckensperrungen. Die Reisenden müssten während dieses Zeitraums auf gewissen Strecken zeitweise mit angepassten Abfahrtszeiten, verlängerten Reisezeiten, ­Gleis­änderungen, Ver­bindungen mit ­Umsteigen und Zugausfällen rechnen.

1  Lausanne–Puidoux

2 Bern Bümpliz Süd–Wankdorf

3 Bern

4 Bern–Abzweigung Löchligut/ Wankdorf

 5 Bahn-2000-Strecke

6 Olten–Olten Nord

7 Bözberg

8 Genève–St Jean/La Praille

9 Effretikon–Kempthal

10 Felben–Müllheim

11 St. Gallen–Winkeln

12 Kaiseraugst

13 Allaman–Gilly–Bursinel

14 Coppet–Founex / Murat–Coppet

15 Gelterkinden–Tecknau

Im Sommer wird schweizweit auf über 30 SBB-Grossbaustellen geschliffen, gefeilt und gehämmert. Dabei werden 55 Kilometer Gleis erneuert, 92 000 Schwellen und 130 000 Tonnen Schotter verbaut. «In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der täglich ­Reisenden um 32 Prozent, diejenige der Züge pro Tag um 12 Prozent gestiegen», begründet Ruedi ­Büchi, Leiter Betrieb SBB Infrastruktur, die Sommer-Baustellen. Bei den Arbeiten im Sommer stehen über 2000 Mitarbeitende der SBB und spezialisierten Firmen im Einsatz. Zwischen dem 30. Juni und dem 26. August 2018 kommt es zu Teil- und Streckensperrungen. Die Reisenden müssten während dieses Zeitraums auf gewissen Strecken zeitweise mit angepassten Abfahrtszeiten, verlängerten Reisezeiten, ­Gleis­änderungen, Ver­bindungen mit ­Umsteigen und Zugausfällen rechnen.

1  Lausanne–Puidoux

2 Bern Bümpliz Süd–Wankdorf

3 Bern

4 Bern–Abzweigung Löchligut/ Wankdorf

 5 Bahn-2000-Strecke

6 Olten–Olten Nord

7 Bözberg

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9 Effretikon–Kempthal

10 Felben–Müllheim

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