«Schule auf dem Bauernhof»: Seit mehr als 30 Jahren besuchen Schulklassen während des Unterrichts einen Landwirt, um mehr darüber zu lernen, woher eigentlich ihr Essen kommt, wie zum Beispiel aus einer Kartoffelpflanze eine Rösti wird. Das mit zunehmendem Erfolg: Letztes Jahr schauten 44'484 Schülerinnen und Schüler einem von 350 Landwirten einen Tag lang über die Schulter. Sie durften Tiere füttern, aus Rahm Butter machen oder aus Äpfeln Süssmost.
Damit erreicht das Projekt etwa 30 Prozent aller Schulkinder. Zu wenig, findet der Basler SP-Nationalrat Beat Jans. Jedes Kind sollte einmal in seiner Schulzeit mindestens einen Tag auf einem Bauernhof verbringen können, fordert er in einem Vorstoss.
«Selbst zu säen, ist eine wichtige Erfahrung»
Jans will zudem das aktuelle Projekt «Schule auf dem Bauernhof» (SchuB) umgestalten. «Was heute gemacht wird, vermittelt den Kindern keinen wirklichen Einblick in die Landwirtschaft. Die bescheidenen Ressourcen reichen gerade einmal für einen Vormittag auf dem Bauernhof mit einem Vortrag über die Schweizer Landwirtschaft», sagt Jans. «Damit die Kinder wirklich einen Bezug zur Lebensmittelproduktion entwickeln, muss man das anders angehen.»
Jans schwebt ein System vor, mit dem Kinder mehrere übers Jahr verteilte Tage bei einem Bauern verbringen, um so den gesamten Jahreszyklus auf einem Hof zu erleben – und auch mithelfen: «Selbst das Saatbeet vorzubereiten, zu säen, zu ernten und Produkte zu verarbeiten, ist für Kinder, die an Bildschirmen aufwachsen, eine spannende und wichtige Erfahrung. Damit wird das Verständnis für Landwirtschaft und Natur geweckt.»
Es fehlt das Geld
So sieht man das auch beim Landwirtschaftlichen Informationsdienst LID, der SchuB im Auftrag des Schweizer Bauernverbandes koordiniert. Man wolle eine nachhaltige Bindung der Bevölkerung zur einheimischen Landwirtschaft schaffen, heisst es dort.
«In vielen Kantonen wie Bern, Zürich und Waadt funktioniert das Projekt seit vielen Jahren hervorragend», sagt Deutschschweiz-Verantwortlicher Andreas Reichmuth. In anderen Kantonen würde hingegen noch Aufbauarbeit geleistet. Und hier kommt das grosse Problem: «Leider fehlt oft das Geld.»
Millionen für SchuB statt für tanzende Kühe
SchuB wird aus dem gleichen Topf finanziert wie die Werbung für die Schweizer Landwirtschaft. Es ist Teil der Image-Kampagne «Gut gibts die Schweizer Bauern», die schon Prominente wie Michelle Hunziker ins Edelweisshemd steckte. Doch im Gegensatz zur klassischen Werbung fliesst nur wenig Geld in die Schulreisen. Das ärgert Jans: «Statt Millionen Steuergelder für tanzende Milchkühe auszugeben, sollten wir Projekte wie SchuB fördern.»
Die Kantone hätten oft kein Geld für das Projekt, obwohl die Nachfrage gerade in städtischen Gebieten gross sei, fügt Reichmuth hinzu. Geld braucht es, um die Landwirte für die Betreuung der Schulklassen zu entschädigen: Für einen ganzen Tag gibt es pro Schulklasse 350 Franken. Zudem müssen die Bauern einen Kurs besuchen, bevor sie SchuB-Bauer werden können.
Es braucht fünf Millionen Franken
Dass ausgerechnet Jans mehr Geld für den Bauernverband fordert, erstaunt, gehört er doch zu den pointiertesten Kritikern des Bauernverbands. «Dass das Schulprojekt Teil der Imagekampagne des Schweizerischen Bauernverbandes ist, stört mich», sagt er denn auch. Doch es brauche die einheimische Landwirtschaft. Das Projekt sollte daher durch eine unabhängige Organisation sichergestellt werden. «Die Kinder, nicht die Bauern, sollten im Vordergrund stehen.»
Das kostet eben Geld. Wolle man jedem Kind einmal während der Schulzeit einen Tag auf einem Bauernhof ermöglichen, müssten gemäss LID jährlich vier bis fünf Millionen Franken zur Verfügung gestellt werden.