René Gygax leidet unter dem Camion-Bschiss
Sein Lastwagen ist jetzt ein Gemüsebeet

In der Südschweizer Brummi-Branche brodelts. «Kabotage und Dumping-Preise rauben uns einen Drittel der Aufträge», schimpft Transport-Unternehmer René Gygax (71) aus Barbengo TI. Und er ist nicht der Einzige.
Publiziert: 20.07.2017 um 12:01 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 02:14 Uhr
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René Gygax (71) vor seinem neuen Gemüsegarten auf Rädern.
Foto: PABLO GIANINAZZI
Myrte Müller

Sein Protest steht mitten auf dem Gelände der Gyga-Car in Barbengo bei Lugano TI: ein knallroter 18-Tönner. Randvoll beladen mit Erde. Aus dem Kipper wachsen Tomaten, Zucchini, Knoblauch, sogar Kürbisse.

Der Brummi mutierte vor zwei Monaten zum Gemüsegarten. «Von meinen neun LKW sind nur noch fünf bis sechs im Einsatz», sagt René Gygax, «einen habe ich nun umfunktioniert. Damit die Leute sehen, was hier im Tessin los ist.» 

Ein Drittel an Umsatzeinbussen

Seit drei Jahren eskaliere die Situation, so Gygax. «Italiener kommen über die Grenze, übernehmen die Fuhren. Und wir Schweizer sehen, wo wir bleiben.»

So schlimm wie jetzt sei es noch nie gewesen. «Viele von uns müssen Einbussen von über einem Drittel hinnehmen», sagt Gygax. Besonders betroffen: der Schutt-Transport.

«Die Italiener sind viel billiger. Die kommen sogar mit Schwertransportern, machen Dreck, verstopfen unsere Strassen und zahlen keinen Rappen an Steuern in der Schweiz», sagt René Gygax.

«Es gibt eine versteckte Kabotage»

Camion-Bschiss von Ausländern, die trotz Kabotage-Verbot in der Schweiz transportieren? Ja, das gebe es auch im Tessin. Und wie! «Die Lage ist dramatisch», sagt Waldo Bernasconi (72) vom Schweizerischen Nutzfahrzeugverband (Astag).

Man habe es mit zwei Arten zu tun, erklärt der Präsident der Tessiner Astag: «Da gibt es Italiener, die mit Ware einreisen, sie dann abladen, neue Ware im Tessin aufladen und innerhalb der Schweiz verteilen.» 

Oder die andere Masche: «Da karren Mailänder Diesel nach Lugano TI an die vom Zoll erklärte Empfangsadresse. Dort laden sie nur einen Teil des Öls ab und fahren weiter zu anderen Tessiner Abnehmern.» 

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