Das neue Jahr bietet sich immer an für gute Vorsätze: Mit dem Rauchen aufhören? Ein Klassiker, aber selten von nachhaltigem Erfolg gekrönt. Nicht mehr 100-mal am Tag aufs Smartphone schauen? Kann man gleich vergessen. Kein schlechtes Wort mehr über die Schwiegermutter verlieren? Ein Ding der Unmöglichkeit.
Der Jahreswechsel ist jene Zeit, in der wir unsere schlechten Angewohnheiten hinterfragen. Am liebsten würden wir einfach den Reset-Knopf drücken – und mit allem noch mal von vorn anfangen.
Aber wie wäre es – statt sich mit leeren Versprechungen etwas vorzulügen –, den Tatsachen ins Auge zu blicken? Das Leben birgt nun einmal viele Risiken, Fehler passieren so oder so. Es liegt an uns, aus dieser vermeintlichen Schwäche eine Tugend zu machen. Wer Fehler macht, kann die Herausforderungen der heutigen Zeit besser meistern.
Unser Land sollte sich von den unsäglichen Schuldgefühlen befreien, die es bei jeder Gelegenheit kultiviert. Wir sollten aufhören, uns mit dem zu beschäftigen, was uns bremst und unser Land zu spalten droht. Vielmehr sollten wir uns auf das konzentrieren, was wir noch besser machen können – und zwar gemeinsam.
Wir sind Innovationsweltmeister? Dann brauchen wir eine Vision für das Bildungswesen, um an der Spitze zu bleiben! Schaffen wir Anreize, damit 2018 noch mehr in junge Schweizer Unternehmen investiert wird. Es lohnt sich. Selbst wenn neun von zehn Start-ups scheitern.
Wir gelten als Workaholics? Dann lasst uns unsere Liebe zu Qualität und Kreativität pflegen! Entscheiden wir uns im Jahr 2018 gemeinsam für ein Steuersystem, das Leistung belohnt und die Einnahmen gerecht verteilt.
Wir wollen, dass alle in unserer Gesellschaft einen Platz haben? Dann lasst uns 2018 zu jenem Jahr machen, in dem sich in der Schweiz wieder alle willkommen fühlen! Selbstverständlich auch unsere Schwiegermütter. Sie haben es verdient.
Ich wünsche Ihnen ein gutes neues Jahr!
Pierre Maudet (39) ist Sicherheits- und Wirtschaftsminister des Kantons Genf. Der FDP-Politiker ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Seine Kolumne für BLICK erscheint jeden zweiten Mittwoch.