Morgen wählen die Katalanen ein neues Parlament – Inés Arrimadas ist Favoritin
Das neue Gesicht Kataloniens

Inés Arrimadas, Chefin der Ciudadanos-Bewegung, ist die grosse Herausforderin des Separatisten Carles Puigdemont. Und sie ist Favoritin für das Amt des Ministerpräsidenten.
Publiziert: 19.12.2017 um 23:40 Uhr
|
Aktualisiert: 13.09.2018 um 04:56 Uhr
1/2
Ihren Wahlkampf absolviert Inés Arrimadas leichtfüssig und spricht dabei nicht katalanisch, sondern spanisch.
Foto: Jeff J Mitchell
René Lüchinger

Geboren wurde sie in der autonomen spanischen Provinz Andalusien – sechs Jahre nach dem Tod des Diktators Francisco Franco. Ihre Familie entstammt ursprünglich der autonomen Region Kastilien und Aragon – ihr Vater war während des Übergangs von der Diktatur zur Demokratie Abgeordneter der liberal-konservativen Unión de Centro Democràtico. Sie selber politisiert in Barcelona als Chefin der ebenso ­liberal-konservativen Protestpartei Ciudadanos, die vor über zehn Jahren in der katalanischen Hauptstadt als Gegenbewegung gegen die Separatisten gegründet worden war.

Morgen, bei den Neuwahlen zum katalanischen Parlament, kommt es zum grossen Showdown: Inés Arrimadas (36), ­Juristin, eine «knisternd schöne junge Frau», wie die «Welt­woche» schwärmte, die sich als ­Oppositionsführerin in Katalonien inzwischen fest etabliert hat, gegen Carles Puigdemont (54), dem abgesetzten katalanischen Ministerpräsidenten, der nach Brüssel geflüchtet ist und nun hofft, sich mit den Wahlen wieder ins politische Spiel bringen zu können.

Eine mächtige Gegnerin

Mit Arrimadas ist Puig­demont eine mächtige Gegnerin erwachsen. Kurz nachdem der damals noch amtierende Ministerpräsident sein umstrittenes Referendum abgehalten und damit eine Regierungskrise ausgelöst hatte, trat ihm die Ciudadanos-Chefin im Parlament ­entgegen und hielt eine flammende Rede. Sie warf ihm vor, Katalonien zu entzweien und die europäische Idee zu pulve­risieren. «Mit Ihrem ranzigen Nationalismus», schleuderte sie ihm an den Kopf, «haben Sie sich im Jahrhundert geirrt und den falschen Ort gewählt.»

Dann hob sie einen spanischen Pass in die Höhe und ­konstatierte mit schneidenden Worten: «Meine Eltern, meine Brüder wohnen in Andalusien. Und ich werde verhindern, dass sie dereinst einen Pass brauchen, um mich zu besuchen!» Stehender Applaus auf der rechten Seite des Parlaments. Und Puigdemont schaute etwas konsterniert in die Röhre.

Sie spricht Spanisch, nicht Katalanisch

Inés Arrimadas hatte nicht auf Katalanisch gesprochen. Sondern auf Spanisch. Genauer: auf Castellano, kastilisch also, das eher harte Spanisch, gegen das die Autonomistas im Land ihre regionalen Dialekte setzen. Noch vor wenigen Wochen hätte Inés Arrimadas dafür im katalanischen Parlament womöglich Pfiffe geerntet. Jetzt gabs keine Proteste mehr. Auch das eine Folge von Puigdemonts Referendum: Es hat die spanische Opposition in Katalonien revitalisiert. Spürt der abgesetzte Ministerpräsident, dass die schweigende Mehrheit der ­Abspaltungsgegner in dieser Frau eine mächtige Stimme erhalten hat?

Ihren Wahlkampf absolviert Inés Arrimadas leichtfüssig. Ein Küsschen hier, ein Selfie dort, dazwischen ernste Worte. Dass Unternehmen abwanderten und der Tourismus leide, sei unhaltbar. Und Madrid sei nicht unschuldig: Das ganze Land müsse reformiert werden, andernfalls kämen die Nationalisten zum Erfolg. Bei einer Wahlveranstaltung in Barcelona hält es einen älteren Herrn nicht mehr auf seinem Sitz. «Sie hat recht», schreit er in den Saal, «sie ist eine ­echte Katalanin!»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?