Schweizer Finanzplatz im Klimatest
Banken machen zu viel Kohle mit Kohle

Der Bund hat den Schweizer Finanzplatz unter die grüne Lupe genommen. Es zeigt sich: Es wird noch zu wenig nachhaltig investiert.
Publiziert: 09.11.2020 um 11:01 Uhr
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Aktualisiert: 16.11.2020 um 15:47 Uhr
Kohleabbau in Brandenburg: Der Schweizer Finanzmarkt investiert weiterhin zu stark in die Erdöl- und Kohleförderung, wie ein freiwilliger Klimaverträglichkeitstest zeigt.
Foto: SVEN KAESTNER

Wie grün sind Schweizer Banken, Versicherungen und Pensionskassen? Dieser Frage ging der Bund nach. Zum ersten Mal hat sich der Schweizer Finanzmarkt freiwillig auf seine Klimaverträglichkeit testen lassen.

Die Ergebnisse des Bundesamts für Umwelt (Bafu) sind ernüchternd: Zwar seien erste Fortschritte erkennbar. Wenn die Schweiz eine führende Rolle im Bereich nachhaltiger Finanzflüsse einnehmen soll, verfehle sie dieses Ziel aber. So investiert dieser nach wie vor zu stark in die Erdöl- und Kohleförderung.

179 Schweizer Finanzinstitute nahmen am Klimaverträglichkeitstest teil, der nach einer international standardisierten Methode durchgeführt wurde. Die Ergebnisse seien daher repräsentativ für den gesamten Schweizer Finanzmarkt. Der letzte Test 2017 hatte nur Pensionskassen und Versicherungen offengestanden.

80 Prozent investieren in Kohle

Insgesamt investiert der Schweizer Finanzplatz heute viermal mehr Mittel in Firmen, die Strom aus fossilen Quellen wie Kohle und Gas erzeugen, als sie in Produzenten von erneuerbarem Strom investiert. 80 Prozent der Umfrageteilnehmenden halten aktuell Firmen in ihrem Portfolio, die Kohle abbauen. «Der Schweizer Finanzplatz unterstützt damit im Schnitt einen zusätzlichen Ausbau der internationalen Kohle- und Erdölförderung», schreibt das Bafu. Das laufe dem Klimaziel zuwider.

Das Bafu verweist auf mögliche finanzielle Risiken für die Kapitalgeber bei Investitionen in fossile Energieträger. Diese könnten aufgrund klimapolitischer Massnahmen künftig weniger attraktiv sein. Laut dem Bafu besteht Handlungsbedarf, denn mehr als die Hälfte der Institute, die eigenen Angaben zufolge Kohle bei ihren Investitionen ausschlössen, hielten noch Aktien und Anleihen von Unternehmen, die Kohle abbauten oder Kohlestrom produzierten.

Pensionskassen leisten wichtigen Beitrag

Grossen Einfluss auf die direkte Emissionsverminderung können laut Mitteilung Besitzerinnen und Besitzer von Immobilienportfolios ausüben. Positiv hervorgehoben werden dabei die Pensionskassen. Diese planten heute bei 30 Prozent ihrer Gebäude eine Umstellung von fossilen auf erneuerbare Heizsysteme. Die anderen Finanzbranchen würden dies hingegen lediglich für ein bis zwei Prozent ihrer Liegenschaften in Betracht ziehen. (SDA/lha)

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