Kassen sprechen von einem 20-Prozent-Anstieg
Droht 2019 der Prämienschock?

Gesundheitsminister Alain Berset verspricht, mit seinem Eingriff in den Ärztetarif den diesjährigen Prämienanstieg zu bremsen. Die Rechnung dafür könnte sich aber nächstes Jahr präsentieren.
Publiziert: 09.09.2017 um 16:25 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 20:38 Uhr
Betet er für Einsparungen? Bundesrat Alain Berset.
Foto: Keystone

Mitte August machte Alain Berset (46) Nägeln mit Köpfen. Nachdem sich Ärzte und Krankenkassen nicht auf eine Reform des Ärztetarifs Tarmed einigen konnten, griff der SP-Bundesrat ein und verordnete selbst, wo in Zukunft gespart werden soll: So passte er den Preis für Katarakt-Operationen an, weil diese heute weniger lang dauert als früher (BLICK berichtete).

Insgesamt sollen Bersets Massnahmen 470 Millionen Franken im Jahr einsparen. Und der Gesundheitsminister will, dass diese den Prämienzahlern zugute kommen. Er hat darum die Krankenkassen angewiesen, das Sparpotenzial bei der Berechnung der Prämien für 2018 zu berücksichtigen.

Gemäss dem Krankenkassenverband Curafutura, den derzeit noch Bundesratskandidat Ignazio Cassis präsidiert, würden die Prämien nur um 2,5 bis 3,5 Prozent statt um 4 bis 5 Prozent ansteigen.

Bis zu 20 Prozent Anstieg

Die Krankenkassen warnen nun aber vor diesem Schritt. Der Einbezug der versprochenen Einsparungen in die Prämien 2018 sei «gefährlich», so der Kassenverband Santésuisse. Er befürchtet, dass die Prämien zu tief ausfallen – und schon im Folgejahr 2019 deutlich nach oben korrigiert werden müssten, wie die NZZ berichtet.

Da Berset zudem auch noch eine Neueinteilung der Prämienregionen und Änderungen bei den Franchisen plant, müssten einige Versicherte mit massiven Prämienaufschlägen von 20 Prozent und mehr rechnen, so Santésuisse.

Die Geschichte gibt den Kassen Recht

Das mag eine leere Drohung sein - ein Argument haben die Kassen aber: die Erfahrungen in der Vergangenheit. Denn bisher haben alle Anpassungen im Tarif zu höheren Kosten geführt. Kürzungen an einem Ort würden die Ärzte einfach woanders kompensieren. Oder einfach mehr Untersuchungen und Behandlungen durchführen – auch wenn diese vielleicht nicht nötig sind.

Laut Santésuisse-Direktorin Verena Nold (54) wäre es daher seriöser, zuerst abzuwarten und Einsparungen erst 2019 in die Prämien einzurechnen. (sf)

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