Bei der Jungen SVP brodelt es. Strategiechefin Sarah Regez (30) soll ihren Posten abgeben. Das fordern sechs kantonale Jungparteien. Hintergrund: Regez nahm an einem Treffen mit dem Rechtsextremen Martin Sellner teil (35), wie Blick-Recherchen zeigen. Sellner hielt einen Vortrag über «Remigration» – die von ihm propagierte Massenausschaffung von Menschen mit Migrationshintergrund.
Regez' Annäherung an rechtsextremistische Strömungen sorgt nicht nur parteiintern für rote Köpfe. Sie bereitet auch innerhalb der eigenen Familie Sorgen: Grossmutter Marie Regez (77) ist eine langjährige Sozialdemokratin. Zwölf Jahre lang sass sie im Gemeinderat von Arlesheim BL. «Ihre Haltung ist für mich unverständlich», sagt Marie Regez über Enkelin Sarah.
«Ihre Lösungen sind für mich schrecklich»
Grosi Regez hat sich schon im vergangenen Oktober von den politischen Positionen ihrer Enkelin distanziert. In einem offenen Brief empfahl sie, Sarah Regez nicht in den Nationalrat zu wählen. «Die Lösungen, für welche du stehst, sind für mich schrecklich: Vernichtung der Andersdenkenden, Gewalt, Krieg.» Sie stellte damals klar: Die Stimme der Grossmutter erhält Sarah nicht.
Seither hätten sie keinen Kontakt mehr gehabt, sagt Marie Regez. Dass ihre Enkelin den Kampfbegriff «Remigration» offen verwendet und an einem solchen Treffen teilnimmt, habe sie erneut geschockt. Selber engagiere sie sich in einer freiwilligen Begleitgruppe für Flüchtlinge: «Ich sehe, was die durchmachen. Dass man eine solche Haltung haben kann, ist für mich stossend».
Trotz Grosi-Brief: Bei den Nationalratswahlen schaffte Sarah Regez ein Glanzresultat, landete hinter den beiden Bisherigen auf dem ersten Ersatzplatz. Umso beachtlicher, da Regez noch nicht lange politisch aktiv ist. Erst vor zwei Jahren wurde sie Vorstandsmitglied der Jungen SVP Baselland. Seit drei Wochen gibt sie als Strategiechefin auf nationaler Ebene den Takt an.
Marie Regez wünscht sich eine politische Kultur mit viel Dialog. «Es ist wichtig, zusammen zu reden, mit Menschen aller Parteien». Bei Sarah sehe sie diese Bereitschaft zurzeit nicht: «Man kann die Hand reichen, aber die Hand wird nicht unbedingt genommen.»
Parteispitze soll nun handeln
Kritik ist auch aus Regez' Heimatkanton zu hören. In der «bzBasel» verurteilt der Baselbieter SVP-Kantonalvizepräsident Johannes Sutter Regez' Erscheinen bei dem Sellner-Anlass. Regez müsse sich klar distanzieren von der militanten Gruppierung Junge Tat.
Auch Baselbieter SVP-Nationalrat Thomas de Courten (57) rät Regez, sich künftig von solchen Veranstaltungen fernzuhalten. «Es ist ihrem Werdegang nicht förderlich, wenn sie meint, da Inspiration für ihre Politik suchen zu müssen.»
Die SVP sei eine durch und durch demokratische Partei. «Wir grenzen uns gegen nationalsozialistische oder totalitäre Strömungen klar ab», sagt de Courten. Es liege nun an der Parteispitze, den Sachverhalt abzuklären, Gespräche mit den Betreffenden zu führen, die Werte und Grenzen der SVP zu benennen und danach auch konsequent zu handeln: «Nun einfach zu schweigen und das tote Männlein zu spielen, reicht nicht.»