GDK-Präsident Lukas Engelberger stützt Bundesratsentscheid
«Massnahmen-Verschärfung hätte panikartig gewirkt»

Der Bundesrat wartet trotz hoher Fallzahlen mit neuen Corona-Massnahmen zu. Experten sind besorgt. Rückendeckung erhält die Landesregierung von Gesundheitsdirektoren-Präsident Lukas Engelberger und dem obersten Kantonsarzt Rudolf Hauri.
Publiziert: 02.01.2022 um 16:35 Uhr
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Aktualisiert: 02.01.2022 um 18:13 Uhr
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Am Freitag hat der Bundesrat beschlossen, auf neue Corona-Massnahmen (noch) zu verzichten.
Foto: Keystone

Wegen der rekordhohen Corona-Fallzahlen hat der Bundesrat am Freitag per Telefonkonferenz die Lage besprochen. Vorerst verzichtet er aber auf weitere Massnahmen. Die Lage in den Spitälern sei zwar «besorgniserregend» und die Entwicklung in den nächsten Tagen unsicher, teilt der Bundesrat mit. Doch es sei unklar, zu wie vielen zusätzlichen Patienten auf den Intensivstationen die hohen Fallzahlen führen werden. Dazu fehlten zuverlässige Informationen. Der Bundesrat hofft auf einen milderen Verlauf bei der Omikron-Variante und will weitergehende Massnahmen erst dann ergreifen, «wenn sie unumgänglich sind».

Die abwartende Haltung macht vielen Experten aber Sorgen. In der Schweiz könnte innert weniger Wochen die halbe Bevölkerung am Coronavirus erkranken, warnt Taskforce-Mitglied Richard Neher. Wolle man eine grössere Krise in den Spitälern verhindern, «muss die Ausbreitung jetzt gebremst werden».

Rückendeckung von Engelberger

Rückendeckung bekommt der Bundesrat hingegen vom obersten Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger. «In den letzten Stunden des alten Jahres die Massnahmen anzupassen, hätte panikartig gewirkt», sagt der Basler Regierungsrat in der «SonntagsZeitung».

Die nächsten Tage seien aber «entscheidend», so Engelberger. Sollte die Auslastung der Intensivstationen weiter ansteigen, werde der Bundesrat nicht darum herumkommen, «nächste Woche neue Massnahmen zu beschliessen oder zumindest den Kantonen zur Konsultation vorzulegen».

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Neue Verschärfungen bei den Grundregeln wie 2G oder 2G-Plus müssten vom Bund kommen, betont Engelberger. In wichtigen Bereichen wie in den Schulen oder bei Grossveranstaltungen hingegen seien die Kantone in der Verantwortung und würden diese wahrnehmen. «Das Wichtigste ist, dass wir eine passende Antwort auf die Omikron-Welle bereithaben und nicht einfach auf die bequemste setzen», so Engelberger.

Hauri: «Gewisse Risiken»

Auch der oberste Kantonsarzt Rudolf Hauri stützt den Bundesratskurs. Gegenüber der «NZZ am Sonntag» verweist er auf die schon länger vom Bundesrat eingeleitete Normalisierungsphase, in welcher es bei den Corona-Massnahmen hauptsächlich darum geht, die Spitäler vor einer Überlastung zu schützen.

«Da geht man auch gewisse Risiken ein», so Hauri. Die hohen Ansteckungszahlen allein sagten zu wenig über den Ernst der Lage aus. Entscheidender sei die Auslastung der Spitäler und besonders der Intensivstationen. «Über die ganze Schweiz gesehen, sind die Hospitalisationen derzeit noch verhältnismässig stabil», erklärt der Zuger Kantonsarzt. «Die Verlegung von Patienten von einem stärker belasteten Kanton in einen anderen funktioniert gut. Zwingende medizinische Behandlungen sind immer noch möglich.»

Noch ist offen, ob der Bundesrat vor seiner nächsten ordentlichen Sitzung am 12. Januar ein weiteres ausserordentliches Treffen einberuft. Allerdings ist ein solches jederzeit auch kurzfristig möglich. Gesundheitsminister Alain Berset hält seine Ratskolleginnen und -kollegen jedenfalls regelmässig mit «Informationsnotizen» auf dem Laufenden.

Bundespräsident Ignazio Cassis jedenfalls sieht vorerst keinen Handlungsbedarf, wie er im SonntagsBlick erklärt. Kurzfristig müsse eine Überlastung der Intensivstationen verhindert werden, aktuell sei aber deren schweizweite Belegung mit circa 80 Prozent «noch zu managen». Lokale Engpässe könne es geben, dann komme wie in der ersten Welle «die interkantonale Solidarität» zum Tragen, so Cassis. «Und wir sind jederzeit bereit, auch mit Bundesmitteln wie dem Zivilschutz oder der Armee darauf zu reagieren.» (rus)


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