Früher «eiserne Lady» – und heute?
So tickt Keller-Sutter

Sie ist eine Frau, kommt aus der Ostschweiz, kennt Bundesbern und hat Exekutiv-Erfahrung: Kein Wunder, ist Karin Keller-Sutter die Kronfavoritin für den FDP-Bundesratssitz. Doch wofür steht die St. Gallerin eigentlich?
Publiziert: 10.10.2018 um 11:56 Uhr
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Aktualisiert: 11.10.2018 um 13:53 Uhr
Die St. Galler Ständerätin Karin Keller-Sutter will Bundesrätin werden. Doch was hiesse eine Wahl für die Politik der Landesregierung?
Foto: Keystone
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Nico Menzato, Sermîn Faki

Die Wahl in den Bundesrat wäre der letzte Akt einer fast schnurgeraden, beinahe perfekt geplanten Politkarriere. Die ehrgeizige Karin Keller-Sutter (54) zieht mit 29 in den Gemeinderat von Wil SG ein. Mit 33 ist sie Kantonsrätin, mit 36 bereits Regierungsrätin. Mit 48 zieht sie weiter nach Bern – ins Stöckli, das sie in diesem Jahr auch noch präsidiert.

Letztlich ist die gelernte Konferenzdolmetscherin eine Berufspolitikerin, die nur einen wirklichen Rückschlag erlitt: 2010, als sie gegen Johann Schneider-Ammann (66) den Kürzeren zog. Statt der «eisernen» Justiz- und Polizeidirektorin aus der Ostschweiz wurde der gmögige Berner Patron in die Landesregierung gewählt. Und jetzt macht er ihr sozusagen Platz.

Wirtschaft statt Asyl

Keller-Sutter lernt aus dem Flop von 2010, der sie damals auf dem falschen Fuss erwischte. Statt auf knallharte Asylpolitik und ein rigides Vorgehen gegen Hooligans – was sie als Regierungsrätin national bekannt gemacht hat – setzt sie im Ständerat auf Wirtschafts-, Aussen- und Sozialpolitik. Und schmiedet Allianzen über die Parteigrenzen hinweg. Oft mit SP und CVP.

Linker ist KKS, wie sie im Bundeshaus genannt wird, deswegen nicht geworden. Gemäss ihrem Smartvote-Profil der Wahlen 2015 ist sie gegen einen Vaterschaftsurlaub, aber für Sozialhilfekürzungen für junge Erwachsene und Grossfamilien. Gegen eine Frauenquote, aber für die Ausweitung der Ladenöffnungszeiten. Gegen verstärkten Kündigungsschutz für ältere Arbeitnehmer, aber für die Liberalisierung des Strommarktes. Gegen das Gen-Moratorium und für den dreispurigen Ausbau stark befahrener Autobahnen.

Sie führt nur Kämpfe, die sie auch gewinnen kann

Selbst Parteikollegen können sich an kein Geschäft erinnern, bei dem KKS eine andere Position hatte als die Mehrheit der FDP. Dennoch dürfte mit ihr keine Parteisoldatin in den Bundesrat einziehen. Keller-Sutter deutete das an der Pressekonferenz bereits an, als sie sagte, dass das grosse Ganze wichtiger sei als Einzelinteressen, besonders im Bundesrat.

Dass sie nicht wirklich taugt als Parteisoldatin, liegt wohl an genau jener Eigenschaft, die sie so weit gebracht hat: Karin Keller-Sutter verliert nicht gern. Jene Kämpfe, die sie führe, gewinne sie, sagt einer ihrer Fraktionskollegen. Die aussichtslosen, die führe sie gar nicht erst.

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