Ex-Anarchist geht in Pension
Oberster Finanzprüfer tritt ab

Michel Huissoud hat die Eidgenössische Finanzkontrolle als Direktor geprägt. Jetzt sucht der Bund einen Nachfolger.
Publiziert: 17.01.2022 um 13:20 Uhr
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Michel Huissoud gehört zu den mächtigsten Beamten der Bundesverwaltung.
Foto: Raffael Waldner / 13 Photo
Fabian Eberhard

Einer der mächtigsten Beamten in Bundesbern geht in Pension: Michel Huissoud (64), langjähriger Direktor der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK). Gegenüber SonntagsBlick bestätigt er: «Ich höre am 31. August auf.»

Huissoud hat die EFK geprägt. Nachdem der Genfer 2013 vom Bundesrat zum obersten Finanzprüfer ernannt worden war, krempelte er die Behörde um. Unter ihm sorgte die einst so diskrete Institution plötzlich für Schlagzeilen.

«Wir haben entschieden, nicht mehr Verstecken zu spielen», sagte Huissoud damals. Kaum im Amt, begann er damit, die Befunde seines knapp hundertköpfigen Teams auf der Website zu veröffentlichen: Missstände in den Departementen, Sicherheitsrisiken beim Rüstungskonzern Ruag, verdächtige Abrechnungen bei den SBB.

Parmelin beschwerte sich

Huissouds offensive Gangart eckte an. Politiker und Chefbeamte warfen ihm vor, Probleme an die Öffentlichkeit zu tragen, statt sie im Stillen zu regeln. 2015 beschwerte sich Guy Parmelin – damals noch Nationalrat – über den Chefkontrolleur. Weil Huissoud sich öffentlich über heikle Kompensationsgeschäfte im Zusammenhang mit Kampfjetbeschaffungen äusserte, intervenierte Parmelin beim Bundesrat. In einer Motion verlangte er zudem, dass die Regierung für die Kommunikation der Finanzkontrolle einen rechtlichen Rahmen ausarbeitet. Huissouds «politische Stellungnahmen» würden die Glaubwürdigkeit der EFK gefährden.

In die Kritik geriet Huissoud auch 2017, als seine Behörde just drei Tage vor der Abstimmung über die Unternehmenssteuerreform III den Bund rügte und ihm vorwarf, die finanziellen Folgen von Gesetzen nicht genügend zu untersuchen.

«Ich kämpfe für die Steuerzahler»

Doch Huissoud blieb bei seinem Kurs, die Kritik prallte an ihm ab. «Ich kämpfe für die Steuerzahler», sagte er. Harte Bandagen ist der Jurist aus seiner Jugend gewohnt. Damals bewegte er sich er als Anarchist in der linken Szene Genfs – vom Revolutionär zum Chefbeamten.

Nun tritt Huissoud ab. Insgesamt arbeitete er knapp 34 Jahre lang bei der Finanzkontrolle, die letzten acht als Chef. Zur EFK gekommen war er 1988. Weil es über ihn eine Fiche gab, habe er auf die meisten Bewerbungen eine Absage erhalten, erzählte er einmal. Die Finanzkontrolle stellte ihn schliesslich ein – sie hatte keine Sicherheitsprüfung durchgeführt.

Der Bund ist bereits auf der Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger. Verantwortungsbewusst, durchsetzungsfähig und kommunikationsstark muss sie oder er laut Stelleninserat sein. Entscheiden wird der Bundesrat.

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