«Es wird geklebt und geblättert, als hätten wir noch 1980»
Dienstbüchlein? Abtreten!

Er hat sich die Digitalisierung auf die Fahne geschrieben: Jetzt will FDP-Nationalrat Marcel Dobler den Armeealltag dank Digitalisierung vereinfachen. Für das altgediente Dienstbüchlein hiesse das: abtreten!
Publiziert: 15.03.2018 um 17:27 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 17:05 Uhr
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Will den Armeedienst attraktiver machen: Marcel Dobler (38), IT-Experte und FDP-Nationalrat.
Foto: Zvg
Cinzia Venafro

Hunderttausende Schweizer besitzen es – und nicht wenige suchen es jedes Jahr kurz vor dem WK aufs Neue: das Dienstbüchlein der Schweizer Armee. «Es wird geklebt und geblättert, als ob wir noch 1980 hätten», sagt FDP-Nationalrat Marcel Dobler (37).«Dabei bräuchte es für dieses Büchlein längst kein Papier mehr!»

Marcel Dobler
Foto: Keystone

Jetzt fordert der St. Galler den Bundesrat in einer Motion dazu auf, das Projekt «Digitalisierung des Dienstbüchleins» in Angriff zu nehmen. «Ein digitales Dienstbüchlein ist massiv schneller ausgefüllt», so Dobler. Zudem würden die Tausenden Büchlein, die jährlich verlorengehen, einen erheblichen administrativen Aufwand mit sich bringen.

Armee wollte schon 2007 auf Digital umstellen

Ganz neu ist Doblers Idee aber nicht: Vor rund zehn Jahren verkündete das VBS vollmundig, man prüfe die baldige Einführung des «elektronischen Dienstbüchleins». Gegen die Einführung sprachen aus Sicht des VBS 2007 dann aber der fehlende Nachweis, dass die Neuerung einen Mehrwert für die Armeeangehörigen bringt und mangelnde Datensicherheit.

Auslaufmodell? Das Dienstbüchlein.
Foto: zvg

Das Dienstbüchlein 2.0 wurde sistiert. «Weil es technisch sehr aufwendig wäre, finanziell teuer zu stehen käme und auf wenig Akzeptanz stiess», so Armeesprecher Daniel Reist. Zudem sei «das Dienstbüchlein in Hardware-Form auch heute noch ein Artikel mit einem besonderen Wert, das in vielen Familien über Generationen weitergereicht wird.»

Weil aber ein Postulat von Dobler angenommen wurde, das ein digitales Dienstbüchlein forderte, musste das VBS umdenken.

«Im Januar 2018 hat das Kommando Ausbildung mit einer Auslegeordnung begonnen, das Thema wieder zu untersuchen», so Armeesprecher Reist. Bis im Spätherbst werde dazu eine «Business-Analyse» durchgeführt.

«Tauglich»-Stempel im Dienstbüchlein.
Foto: Zentrum elektronische Medien (ZEM)

Ein WK für Informatiker

Das Dienstbüchlein, bestehend aus Nullen und Einsen, ist aber nur der Anfang der digitalen Armee – wenn es nach Dobler geht. So fordert der ehemalige Chef und Gründer des Onlineshops Digitec auch einen Informatiker-WK. «Mit einem Zug bestehend aus Informatikern könnte die Armee eine Win-win-Situation schaffen», sagt Dobler.

Konkret sollen sich einfache Informatiker während drei Wochen im Jahr um die Wartung und Weiterentwicklung der Software kümmern, die «die Bürokratie der Armee um 80 Prozent reduzieren» soll, sagt Dobler. Diese kurze Zeit reiche, um einfache Informatik-Projekte umzusetzen. «Ein Informatiker-Zug würde den Armeedienst wieder attraktiver machen», ist er überzeugt.

Doch damit nicht genug: Dem ehemaligen Militärpolizeigrenadier schwebt zudem der Einsatz einer Software für Urlaubsgesuche vor. Heute müssten Offiziere für die Ferienplanung viel Freizeit opfern. Und das Gute dabei sei: «Die Software gibt es bereits!» Programmiert hat sie der Milizsoldat Bomatter. «Er hat Eigeninitiative gezeigt. Genau solche Leute brauchen wir im Militär», sagt Dobler, der auch für die Ferien-Software einen Vorstoss einreicht.

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