Seit dieser Woche ist klar: die Nationalrätinnen Viola Amherd (56, VS) und Elisabeth Schneider-Schneiter (54, BL), Ständerat Peter Hegglin (57, ZG) sowie Regierungsrätin Heidi Z'graggen (52, UR) wollen die abtretende CVP-Bundesrätin Doris Leuthard (55) beerben.
Am kommenden Mittwoch werden die vier Bewerber im Berner Nobelhotel Bellevue den Medien präsentiert.
Die serbelnde CVP will aus dem Kandidatenkarussell möglichst grosses politisches Kapital schlagen. So empfiehlt die Partei ihren Anwärtern, sich professionell beraten zu lassen. Sie sollen in den verbleibenden Wochen bis zum Wahltag am 5. Dezember möglichst vorteilhaft in der Öffentlichkeit abschneiden.
Würde die Wahl heute stattfinden, hiesse die neue CVP-Bundesrätin vermutlich Viola Amherd. Und dies trotz ihrer gesundheitlichen Probleme in den letzten zwei Wochen. Auch der Umstand, dass die Walliserin als Eigentümerin einer Liegenschaft jahrelang zu hohe Mieten einkassiert hat, scheint ihr nichts anzuhaben.
Nur Hegglin könnte Amherd gefährlich werden
Das liegt zum einen an der Linken. Balthasar Glättli, Fraktionschef der Grünen, lobt die Zusammenarbeit mit der Vize-Fraktionschefin der Mitte-Partei. Bei der SP wiederum, hat man sich schon vor Wochen auf die Walliserin festgelegt. Amherd scheint den Genossen die einzige CVP-Kandidatin zu sein, die den Bundesrat nicht noch weiter nach rechts rutschen liesse.
Führende SP-Vertreter geben sich zurzeit verhalten optimistisch. Amherd sei, abgesehen von aller Parteitaktik, die überzeugendste Persönlichkeit, das werde sich spätestens bei den Hearings in den Fraktionen zeigen.
Auch in der FDP wird Amherd Stimmen machen. Gerade die gesellschaftlich liberaleren Westschweizer ziehen sie derzeit den Bewerbern aus der Zentralschweiz vor. Aus der Partei ist zu vernehmen, dass einzig der ehemalige Zuger Finanzdirektor Peter Hegglin der Anwältin aus Brig VS gefährlich werden könnte. Elisabeth Schneider-Schneiter wird – nicht nur bei den Freisinnigen – das Bundesratsformat abgesprochen, und Heidi Z'graggen, die Exekutivfrau aus Uri, gilt für viele als unbeschriebenes Blatt.
Was macht die SVP?
Obwohl Hegglin politisch deutlich weiter rechts steht als Amherd, ist in der Rechtspartei offen, ob der Zuger wirklich alle Stimmen der SVP auf sich vereinen wird. Grund: Würde Hegglin gewählt, wäre der Zuger und Zentralschweizer Sitz auf unbestimmte Zeit besetzt. Das hätte zur Folge, dass der Zuger SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi (39) dereinst kaum mehr als Nachfolger von Ueli Maurer (67) infrage kommen wird.
Angesichts der dünnen Personaldecke bei der Blocher-Partei dürfte dies für einige SVP-Exponenten ein Argument sein, nicht auf Hegglin zu setzen. Daher steht für die Rechtspartei derzeit Z'graggen eher in der Poleposition. Allerdings räumen auch SVP-Parlamentarier ein, dass die fehlende Bekanntheit im Bundeshaus Z'graggens Wahlchancen empfindlich schmälert. Parlamentarier würden halt lieber jemanden aus den eigenen Reihen wählen, das gelte für alle Parteien, heisst es aus der SVP.
Im Moment scheint Amherd ihren Konkurrenten einen Schritt voraus. Aber bis im Dezember fliesst noch viel Wasser die Aare hinunter.