CVP-Nationalrat Alois Gmür will Brauer stärken
Bitte ein Pils – aber aus der Schweiz!

Bierbrauer und CVP-Nationalrat Alois Gmür (SZ) will in der Schweiz Pils-Bier brauen und verkaufen. Doch ein Staatsvertrag mit Tschechien verbietet dies derzeit. Jetzt verlangt Gmür: Der Bundesrat soll das Abkommen anpassen.
Publiziert: 19.06.2017 um 13:53 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 01:24 Uhr
Ruedi Studer

Er ist Bierbrauer aus Leidenschaft und sitzt als CVP-Nationalrat in Bundesbern: Der Schwyzer Alois Gmür (62). Beruf und Berufung verknüpft er nun mit einer speziellen Forderung: Pils-Bier für die Schweiz!

Soeben hat er einen Vorstoss eingereicht, wonach der Bundesrat abklären soll, «welche Gesetze, Verordnungen oder Verträge geändert werden müssten, damit auch in der Schweiz Pils-Bier gebraut werden kann oder Pils-Bier unter diesem Namen angeboten werden darf, das nicht in Tschechien gebraut wurde».

Der Hintergrund: Ein 1976 in Kraft getretenes Abkommen mit der damaligen Tschechoslowakei schützt gegenseitig gewisse Herkunftsbezeichnungen. «Pils» oder «Pilsner Bier» dürfen in der Schweiz nur verwendet werden, wenn das Bier aus Tschechien stammt. 

«Spezialbier» statt «Pils»

In der Schweiz werden zwar trotzdem pilsähnliche Biere gebraut, aber unter anderem Namen verkauft. «Wir verkaufen solche Biere als Spezialbiere», sagt Gmür. «Mit dem Einsiedler-Spezial hell brauen wir eigentlich schon ein Pilsbier, wie die meisten anderen Schweizer-Brauereien.» Andere kreieren extra Fantasienamen für ihre Pils.

Doch als Unternehmer denkt Gmür auch ans Marketing: International sei Pils-Bier ein Begriff für eine Biertyp mit einem Alkoholgehalt von mindestens 5,2 Volumenprozent und einer angenehmen, aber dominanten Bittere, erklärt der Bier-Experte. Es werde mit Pilsnermalz und Saazer Hopfen aus Pilsen gebraut.

Bierbrauer Alois Gmür: «Der Name Pilsner ist bei Biergourmets ein Begriff von Qualität.»
Foto: KEY

«Der Name Pilsner ist bei Biergourmets ein Begriff von Qualität. Bierliebhaber wissen, was ein Pils ist», betont Gmür. Marketingmässig sei Pils-Bier dank seinem internationalen Namen besser zu vermarkten.

So sei in Deutschland Pils-Bier die zweitwichtigste Sorte. Wegen des Staatsvertrags hingegen sei das Pils in der Schweiz nicht allzu bekannt. «Bei einem Fantasienamen wie Hopfenperle oder Braugold ist der Biertyp nicht erkennbar und hat Erklärungsbedarf.» 

Dynamischer Biermarkt, überholte Regelung

Die Bierbranche habe sich in den letzten Jahren stark verändert und der Biermarkt entwickle sich sehr dynamisch, sagt Gmür. Die Regelung mit den Tschechen gehe bis in die Bierkartellzeit zurück und sei heute überholt.

«Vorschriften, welche Biere in der Schweiz gebraut oder verkauft werden dürfen, entsprechen nicht mehr den Bedürfnissen der heutigen Konsumenten und verhindern Innovationen im Bierbereich», macht er klar. «Es ist deshalb nötig, diese Abmachungen der heutigen Zeit anzupassen respektive die Vorschriften abzuschaffen.»

Gegenseite hält sich nicht an Abkommen

Nur: Das Abkommen schützt im Gegenzug auch zahlreiche Schweizer Herkunftsbezeichnungen wie etwa Emmentaler Käse. Fürchtet sich Gmür nicht vor Gegenforderungen oder einem Wildwuchs?

Der CVP-Mann winkt ab: «Ich war letzthin in Prag und musste feststellen, dass wir Schweizer bezüglich Bier uns an diesen Staatsvertrag halten, die Tschechen bezüglich Käse jedoch nicht.» In verschiedenen Verkaufsstellen sei Emmentaler Käse nicht aus der Schweiz, sondern aus dem Allgäu verkauft worden. Dabei sei es beim Staatsvertrag doch insbesondere darum gegangen, die einheimische Landwirtschaft zu schützen. 

Sein Fazit: «Bauer und Brauer wurden hier hintergangen.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?