Das Best-Of vom Talk mit Heidi Z'graggen
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Bundesratskandidaten im Talk:Das Best-Of vom Talk mit Heidi Z'graggen

CVP-Bundesratskandidatin Heidi Z'graggen im BLICK-Live-Talk
«Führung hängt nicht von der Grösse ab»

Im BLICK-Live-Talk weibelte die Urner Regierungsrätin Heidi Z'graggen für ihre Bundesratskandidatur. Und warf vor allem ihre Regierungserfahrung in die Waagschale.
Publiziert: 04.12.2018 um 00:50 Uhr
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Aktualisiert: 04.12.2018 um 08:55 Uhr
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CVP-Bundesratskandidatin Heidi Z'graggen (M.) stellte sich im BLICK-Talk den Fragen von Christian Dorer, Chefredaktor der Blick-Gruppe, BLICK-Politikchefin Sermîn Faki und der BLICK-Leser.
Foto: Stefan Bohrer
Christian Dorer und Sermîn Faki (Text), Stefan Bohrer (Fotos)

Heidi Z'graggen (52) ist im Bundesratswahlkampf für die Spannung zuständig: Die weitgehend unbekannte Urner Regierungsrätin schaffte es zur Überraschung vieler auf das offizielle CVP-Ticket für den 5. Dezember. Zwei Tage vor der entscheidenden Wahl stellte sie sich im BLICK-Live-Talk den Fragen der Leserinnen und Leser.

BLICK: Frau Z'graggen, Kandidaten von aussen haben es sehr schwer bei Bundesratswahlen. Wie wollen Sie es schaffen?
Heidi Z'graggen: Mir war von Anfang an klar, dass es eine Herausforderung ist. Ich hoffe, dass ich mit meinen 14 Jahren Exekutiverfahrung überzeugen kann.

Kritiker sagen, Uri habe die Grösse einer mittleren Stadt und das sei nicht vergleichbar mit dem Bund. Was antworten Sie?
Als kleiner Kanton muss Uri die gleichen Aufgaben bewältigen wie die grossen. Wir machen es anders, effizienter – zum Teil führen wir die Geschäfte selbst – auch operativ. Führung und strategisches Denken hängen nicht von der Grösse ab.

Warum möchten Sie Bundesrätin werden?
Die Schweiz hat mir so viel gegeben. Dank unserem System konnten meine Geschwister und ich studieren. Mein Antrieb ist – auch jetzt als Regierungsrätin – dem Land etwas zurückzugeben. Und ich bin wahnsinnig gern Exekutivpolitikerin. Das Land – mit Parlament und Bevölkerung – vorwärts zu treiben, ist eine hochinteressante Aufgabe.

BLICK-Leser Daniel: In welchem Departement sähen Sie sich?
Der Bundesrat ist eine Kollegialbehörde. Ich finde, das departementale Denken sollte man überwinden. Und abgesehen davon sind alle sieben Departemente hochspannend.

Das Verteidigungsdepartement auch?
Sicherheit ist etwas vom Kostbarsten. Dafür zu sorgen, ist eine der Hauptaufgaben des Staats.

Wie sieht Ihre Rechnung aus – woher sollen die Stimmen kommen?
Ich rechne gar nicht. Als Konkordanzpolitikerin ist mir wichtig, möglichst breit getragen zu sein.

Die SVP wählt mehrheitlich Sie. Wie haben Sie das geschafft?
Ich habe meine Positionen in der Wirtschaftspolitik, aber auch im Europa-Dossier vertreten. Offenbar hat das Anklang gefunden. Mich freut das Vertrauen der grossen Partei.

Sie haben auch mit grünen Anliegen für sich geworben. Schadet Ihnen die Unterstützung der SVP jetzt bei Links-grün?
Natur- und Umweltschutz ist ein ureigenes CVP-Thema. Als Urnerin bin ich zudem mit furchtbaren Unwettern aufgewachsen. Wir wissen um die Macht der Natur. Das prägt.

Was heisst das konkret? Sollen Treibstoffe teurer werden?
Ich teile die Stossrichtung des Bundesrats beim CO2-Gesetz. Aber ich komme aus einem Kanton, in dem man sehr auf das Auto angewiesen ist. Das heisst: Die Abgaben müssen eine Grenze haben, sonst leisten wir der Abwanderung Vorschub.

BLICK-Leserin Heidy: Ein Bundesrat muss zwei Sprachen des Landes beherrschen und zusätzlich Englisch. Wie siehts damit bei Ihnen aus?
Ich verstehe Englisch hervorragend und spreche es recht gut. Und was die Landessprachen angeht: Als Urner Regierungsrätin rede ich vor allem Deutsch. Aber klar, Französisch ist ein Muss. Es ist etwas eingerostet. Italienisch verstehe ich mehr oder weniger. Wichtig ist vor allem, dass man jederzeit alles verstehen kann, sodass jeder in seiner Sprache reden kann.

Im Bundesratswahlkampf war das Thema Frauen omnipräsent. Wie viele Bundesrätinnen braucht es?
Wir Frauen stellen die Hälfte der Bevölkerung. Und wir sollten angemessen vertreten sein – das heisst drei oder vier Bundesrätinnen. Das sollte heute gar keine Frage mehr sein.

Gehen Sie davon aus, dass tatsächlich eine CVP-Frau gewählt wird? Oder sind Störmanöver zu erwarten?
Die CVP hat – und das finde ich grossartig – zwei Frauen aufs Ticket gesetzt. Das ist ein Signal, dass wir uns für die Vertretung der Frauen in politischen Gremien einsetzen. Deshalb gehe ich davon aus, dass eine Frau gewählt wird.

Sowohl Karin Keller-Sutter als auch Viola Amherd haben im BLICK-Talk gesagt, dass ihre Karriere nur ohne Kinder möglich war. Wie war das bei Ihnen?
Auch ich stand mit 26 vor der Entscheidung: Beruf oder Familie? Denn so etwas wie Kinderkrippen gab es damals in meinem Umfeld nicht. Beruf und Familie waren nur schwer vereinbar. Ich habe mich für den Beruf entschieden.

Bereuen Sie das?
Nein. Der Weg, den ich eingeschlagen habe, hat mir wunderbare Begegnungen gebracht. Aber man bezahlt einen Preis.

BLICK-Leserin Andrea W.: Sollten Sie es nicht in den Bundesrat schaffen, würden Sie für den National- oder Ständerat kandidieren?Wir sind ein kleiner Kanton. Wir kandidieren dann für ein Amt, wenn ein Sitz frei ist. Ich konzentriere mich zuerst auf den 5. Dezember und mache danach eine Standortbestimmung.

Sie sind mit dem ehemaligen Zürcher SVP-Kantonsrat Bruno Dobler liiert. Wo sind Sie sich einig und wo nicht?
Wir sind sehr glücklich miteinander. Es ist eine überkantonale Beziehung – und auch eine überparteiliche. Ich finde, das spricht für Konkordanz. Wir haben ähnliche Grundwerte. Meistens sind wir einverstanden miteinander – sonst wären wir ja nicht so lange zusammen. In einigen Themen sind wir nicht gleicher Meinung.

In welchem Dossier gibt es die grösste Differenz?
Das ist schwierig zu sagen. Ich bin nicht jemand, der sehr gerne Auto fährt. Mein Partner liebt das Autofahren.

Während des Abstimmungskampfs zur Selbstbestimmungs-Initiative sind also nicht ständig Fetzen geflogen?
Nein, wir haben da ein Agreement, wann es sich lohnt zu diskutieren und wann nicht.

Die Berglerin

Heidi Z'graggen (52) betont ihre Herkunft bei jeder Gelegenheit: Sie kommt aus den Urner Bergen. Seit 14 Jahren amtet die CVP-lerin dort als Justizdirektorin. Vor dem Wechsel in die Politik arbeitete sie vier Jahren als Primar- und Sekundarlehrerin. Danach studierte sie Politikwissenschaft an den Universitäten Bern und Genf. 2010 kandidierte sie erfolglos für den Ständerat. Z'graggen lebt in Erstfeld UR und ist mit dem ehemaligen Zürcher SVP-Kantonsrat Bruno Dobler (66) liiert.

Heidi Z'graggen (52) betont ihre Herkunft bei jeder Gelegenheit: Sie kommt aus den Urner Bergen. Seit 14 Jahren amtet die CVP-lerin dort als Justizdirektorin. Vor dem Wechsel in die Politik arbeitete sie vier Jahren als Primar- und Sekundarlehrerin. Danach studierte sie Politikwissenschaft an den Universitäten Bern und Genf. 2010 kandidierte sie erfolglos für den Ständerat. Z'graggen lebt in Erstfeld UR und ist mit dem ehemaligen Zürcher SVP-Kantonsrat Bruno Dobler (66) liiert.

Bundesratswahlen 2018

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Heute Montag beginnt im Bundeshaus die Wintersession. Höhepunkt sind die Bundesratswahlen am 5. Dezember. (Archivbild)
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KEYSTONE/PETER SCHNEIDER

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