Der Tessiner meidet Dreier-Auftritte der Bundesratskandidaten
Cassis macht ein Solo

Der Favorit für die Bundesratswahl verweigert sich der Debatte. Ignazio Cassis sagte alle geplanten Dreier-Interviews ab. Pierre Maudet und Isabelle Moret sind enttäuscht.
Publiziert: 11.09.2017 um 11:10 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 18:23 Uhr
Geht Pierre Maudet (l.) und Isabelle Moret aus dem Weg: Ignazio Cassis.
Foto: Keystone
Nico Menzato

Der Favorit für die Nachfolge von Didier Burkhalter (57) wackelt: Zuerst sorgt Ignazio Cassis (56) für Ärger bei der Ratslinken, weil er seinen italienischen Pass abgab. Dann plädierte er dafür, den Konsum von Kokain zu legalisieren – und erntete Entrüstung bei den Rechten.

Keine Angriffsflächen bieten

Der Vorsprung des charmanten Tessiners schmilzt – und nun will er bis zu den Wahlen am 20. September offenbar keine weitere Angriffsfläche mehr bieten. Cassis geht auf Tauchstation!

Geplante Dreier-Interviews mit seinen Widersachern Pierre Maudet (39) und Isabelle Moret (46) sagte er ab. Über die exakten Beweggründe äussert sich der FDP-Fraktionschef nicht. Er möchte seine volle Aufmerksamkeit auf die Vorbereitung der Hearings setzen und habe keine Zeit mehr für Medienanfragen, teilte er BLICK schriftlich mit.

Unterschiede deutlich machen

Herausforderer Maudet ist enttäuscht: «Ich bedaure, dass die Gespräche nicht stattfinden. Wir sind drei Kandidaten, und wenn wir unsere Unterschiede nicht deutlich machen, dann spielt es wirklich keine Rolle, wen man wählt», sagte er zu SonntagsBlick.

Auch die Waadtländerin Moret wäre zu einem Schlagabtausch mehr als bereit gewesen: «Ich habe alle Einladungen zu den Interviews akzeptiert», sagt sie. Doch leider habe «ein anderer Kandidat» abgesagt. So etwa für die Sendung «Infrarouge» von RTS, dem Pendant der Romandie zur «Arena» der Deutschschweiz. «Ich habe stattdessen ein Dreier-Interview im Tessiner Fernsehen vorgeschlagen», so Moret weiter. Aber wieder habe sich «ein anderer Kandidat» zurückgezogen.

Die FDP-Leitung unterstützt die Zurückhaltung von Cassis: «Wir empfehlen den Bundesratskandidaten, gegeneinander keine Streitgespräche durchzuführen. Wichtiger als solche Gladiatorenkämpfe ist, dass die Kandidaten ihre persönlichen Eigenschaften in den Vordergrund bringen», meint FDP-Generalsekretär Samuel Lanz.

Erbt die FDP das VBS?

Zumindest in den Westschweizer Zeitungen «Tribune de Genève» und «24 heures» ist ein Streitgespräch geplant. Allerdings werden nur die beiden Kandidaten der Romandie ihre Ansichten zur Aussenpolitik darlegen. Und zur Sicherheitspolitik. Denn wie die «NZZ am Sonntag» und die «SonntagsZeitung» schreiben, könnte der neue Bundesrat statt des Aussendepartements das Verteidigungsdepartement (VBS) erben.

Der Grund sei, dass Innenminister Alain Berset (45, SP) offenbar Interesse am Amt des Aussenministers habe. Verteidigungsminister Guy Parmelin (57, SVP) könnte  dann Innenminister werden. Cassis, Maudet oder Moret bliebe das VBS.

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