Bundesrats-Kandidat Guy Parmelin über Stil, Stall und Jugendsünden
«Nicht alle in der SVP sind ruppig»

Guy Parmelins gilt als rechter Hardliner. «Aber ohne zu schreien», meint Parmelin, weshalb man ihn dennoch als moderaten SVPler einschätzt. Seine Gedanken zur Bundesratswahl im Interview mit BLICK.
Publiziert: 05.12.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 03:59 Uhr
«Der Rechtsrutsch muss sich auch im Bundesrat widerspiegeln.» Guy Parmelin (56).
Foto: Karl-Heinz Hug
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Interview: Simon Marti und Ruedi Studer; Fotos: Charly Hug

BLICK: Herr Parmelin, auf einer Skala von 0 bis 10, von links bis rechts – wo stehen Sie?
Guy Parmelin: Ungefähr bei 8.

Gemäss Smartvote-Profil sind Sie ein echter SVP-Hardliner. Weshalb wird Ihnen trotzdem oft das Label des Moderaten umgehängt?
Sogar mein Freund Jean-François Rime hat sich gewundert, dass ich gemäss Smartvote rechts von ihm politisiere. Mein Ruf als Moderater kommt vielleicht daher, dass ich klar meine Meinung sage – aber ohne zu schreien (lacht). Man kann diskutieren, ohne jemanden zu verletzen.

Dann bereitet Ihnen der ruppige Stil der SVP Mühe?
Nicht alle in der SVP sind ruppig. Da gibt es halt charakterliche Unterschiede. Manchmal denke ich, dass dieser harte Stil eher in der Deutschschweiz gepflegt wird. Das beobachten wir Romands auch während Diskussionen innerhalb der Fraktion.

Sie gelten mittlerweile als Favorit für die Bundesratswahl.
Das sagen Sie.

Wie gehen Sie mit dieser Rolle um?
Ich bin ins Rennen gestiegen und ziehe das nun voll durch. Werde ich gewählt, bin ich zufrieden. Wenn nicht, bleibe ich Nationalrat. Mit der Altersvorsorge 2020 zum Beispiel haben wir ein sehr wichtiges Geschäft auf dem Tisch.

Nach den Hearings herrschte bei manchen Parlamentariern der Eindruck vor, dass Sie nicht wirklich Bundesrat werden wollen.
Ich bin, wie ich bin. Vielleicht etwas der ruhigere Typ. Würde ich nicht unbedingt Bundesrat werden wollen, hätte ich nicht kandidiert. Ich bin für das Amt bereit.

2011 wollten Sie nicht für die Waadtländer Exekutive kandidieren, jetzt wollen Sie in die Landesregierung. Was hat sich geändert?
Damals hatten die Dossiers in Bern für mich Priorität. Jetzt bin ich wieder vier Jahre länger Nationalrat, habe mehr Erfahrung und kenne viele Leute in der Verwaltung. Jetzt will ich einen Schritt weiter gehen und im Bundesrat Einfluss nehmen auf die Geschäfte.

Was würde sich mit einem zweiten SVP-Bundesrat namens Guy Parmelin und einer SVP/FDP-Mehrheit ändern?
Mit zwei Bundesräten hat die SVP natürlich mehr Einfluss im Bundesrat. Zusammen mit der FDP wird die Politik, gerade was die Ausgaben angeht, vorsichtiger. Das hat man diese Woche schon im Parlament gesehen. Hier spürt man den Rechtsrutsch. Dieser muss sich auch im Bundesrat widerspiegeln. So wie in der Legislatur 2003 bis 2007.

Sie wirken eher brav. Gibt es keine Jugendsünden?
Ich habe nie Cannabis geraucht oder Drogen genommen. Aber klar, als junger Mann habe ich ab und zu mal zu viel getrunken. Aber wenn man um fünf Uhr im Stall sein muss, braucht es vorher ein paar Stunden Schlaf – selbst nach einem Fest. Und ich war immer rechtzeitig im Stall (lacht)!

Ein Blick in Ihre Stube zeigt: Sie reisen gern.
Alle paar Jahre machen wir eine grosse Reise. Schon dreimal war ich mit meiner Frau in Indien. Letztes Jahr kamen noch Jean-François Rime und seine Frau mit. Gemeinsam reisten wir bis an den Strand von Goa – es war wunderbar!

Und was haben Sie im Hippie-Paradies Goa gemacht?
Wir haben uns erholt. In unserem Hotel war kein einziger Hippie, dafür viele Russen (lacht).

Für einen Reisefreudigen wie Sie wäre also das EDA das richtige Departement?
Man muss für jedes Departement bereit sein. Ich glaube aber nicht, dass Burkhalter wechseln will.

Als Sozialpolitiker läge Ihnen das EDI am nächsten.
Ja. Da könnte ich praktisch ohne Einarbeitungszeit sofort loslegen.

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