Bundesräte feilschten bis zuletzt um Verschärfungen
2G+ war der Knackpunkt

Der Bundesrat rang hart um die neuen Verschärfungen. Lange war unklar, wie weit die Massnahmen gehen würden. Die grösste Skepsis rief die 2G+-Regel hervor.
Publiziert: 18.12.2021 um 01:23 Uhr
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Aktualisiert: 18.12.2021 um 11:29 Uhr
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Diese Massnahmen gelten ab Montag in der Schweiz.
Foto: Zvg
Sermîn Faki

Am Donnerstagabend stand Gesundheitsminister Alain Berset (49) auf verlorenem Posten. Es sah danach aus, als würden die von ihm geplanten Verschärfungen – 2G, 2G+ und Homeoffice-Pflicht – im Bundesrat einen schweren Stand haben. Insgesamt vier Mitberichte aus anderen Departementen sollen auf seinem Pult gelandet sein.

Gegen Verschärfungen soll sich aber nur Finanzminister Ueli Maurer (71) ausgesprochen haben. Da sich die Zahl der Neuinfektionen stabilisiere, ja gar eine Trendwende einläuten könnte, seien neue Massnahmen nicht angezeigt. Maurer steht Verschärfungen seit Anbeginn der Pandemie kritisch gegenüber und machte auch diese Woche keine Ausnahme.

Omikron brachte die Regierung zum Umdenken

Berset soll in der Bundesratssitzung nochmals darauf gedrängt haben, dass es nicht reiche, wenn sich die Lage stabilisiere, sondern dass man wegen der Omikron-Variante die Fallzahlen drücken müsse. Selbst wenn Omikron nicht so schwere Krankheitsverläufe wie Delta verursache – was man noch nicht wisse –, würden die Spitäler erneut gegen eine Wand laufen, weil sich viel mehr anstecken würden. Vor allem, weil auch Geimpfte weniger vor Omikron geschützt seien.

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An der Medienkonferenz sagte Berset dann auch, dass neue Details zur Omikron-Variante den Bundesrat dazu bewogen hätten, zu handeln. Die Alternative wäre gewesen, nichts zu tun. «Aber mit einer ziemlich grossen Sicherheit, dass man später mit viel drastischeren Massnahmen hätte reagieren müssen.»

Verteidigungsministerin Viola Amherd (59) wiederum habe angemerkt, dass dieses Massnahmenpaket doch arg kompliziert und seine Wirkung auf die Fallzahlen zweifelhaft sei. Müsste man nicht gar weiter gehen? Doch wie ihr Gegenstück Maurer konnte sie sich nicht durchsetzen.

Feilschen um 2G+

Gewichtiger war ein Argument von Bundespräsident Guy Parmelin (62): Die Homeoffice-Pflicht und ganz besonders die Einführung von 2G+ würde die Geimpften bestrafen – ausgerechnet jene, die immer alles getan haben, um die Pandemie einzudämmen. Sie nun zu Tests zu zwingen, könnte sich konktraproduktiv auf die Moral niederschlagen.

Eine Frage, die auch Aussenminister Ignazio Cassis (60) und Justizministerin Karin Keller-Sutter (57) umgetrieben haben soll. 2G+ war der Knackpunkt, um den am meisten gefeilscht wurde.

Der schnelle Booster war die Lösung

Erst der Ausweg über den schnelleren Booster hatte offenbar zur Einigung geführt. Berset kündigte an der Medienkonferenz überraschend an, dass die Wartefrist für die Auffrischungsimpfung von sechs auf vier Monate verkürzt werden soll.

Unter der Voraussetzung, dass frisch Geimpfte oder Geboosterte nicht noch zum Test antraben müssen, bevor sie eine Runde schwimmen gehen oder die Nacht durchtanzen, hatten auch Keller-Sutter, Cassis und Parmelin 2G+ zugestimmt.


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