Bundespräsident Alain Berset in Locarno
Hut ab vor den Frauen

Die Schweizer Kultur sei in letzter Zeit viel zu unpolitisch, sagte Bundespräsident Alain Berset im Rahmen des Filmfestivals Locarno. Und er erklärte, warum er sich über den Weinstein-Skandal freue.
Publiziert: 04.08.2018 um 01:06 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 20:55 Uhr
Cinzia Venafro (Text), Philippe Rossier (Fotos)

Er macht sich ein Spiel daraus – und mittlerweile gehört es zum Filmfestival Locarno wie die Piazza Grande: das kleine Quiz von Bundespräsident Alain Berset (46). «US-Präsident Trump fragte mich, ob hier irgendwo der Hollywood-Film ‹Gladiator› gedreht wurde», sagte Berset bei seiner Rede auf dem Monte Verità oberhalb von Ascona TI. Und wandte sich neckisch ans Publikum: «Wahr oder falsch?»

So reihte der Freiburger zwischen Boccalino und Risotto eine Behauptung an die nächste. Und löste dann auf: «Das mit Trump ist nicht wahr – aber weit entfernt von der Wahrheit ist es nicht. Es hätte genau so passiert sein können.»

Zu Gast auf dem Monte Verità: Bundespräsident Alain Berset mit seiner Gattin Muriel Zeender Berset.
Foto: PHILIPPE ROSSIER
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Mehr Frauen hinter die Kamera!

Gemeinsam mit seiner eleganten Gattin Muriel Zeender Berset (45) weilt das SP-Oberhaupt der Landesrgierung seit Mittwoch am Hotspot des hiesigen Kulturschaffens. Und er hat eine Mission: Frauen sollen genauso oft hinter Schweizer Kameras stehen wie Männer.

Letztes Jahr lancierte Berset eine grosse Gender-Offensive und stellte fest: Frauen werden in der Filmförderung systematisch diskriminiert. Die Folge: Auf der Piazza laufen beispielsweise nur fünf Filme von Regisseurinnen – 15 von Regisseuren.

Froh über MeToo-Debatte

Der Weinstein-Skandal und die MeToo-Debatte bestärken den Magistraten jetzt. «Es war klar, dass endlich auch in der Kultur etwas für die Gleichstellung geschehen muss», sagte Berset. «Und die Schweiz sollte hier eine Vorreiterrolle einnehmen.»

So unterschreibt Locarno am Sonntag als erstes A-Festival nach Cannes (F) die Charta für Gleichstellung und Diversität. Das Festival verpflichtet sich, eine Statistik über Geschlechterverhältnisse zu führen. Berset freut das: «Die Kultur hat sich in der Vergangenheit viel zu unpolitisch gegeben. Da spüre ich jetzt Bewegung. Es war höchste Zeit.»

Locarno ehrt Frank A. Meyer

Ringier-Publizist Frank A. Meyer durfte sich gestern zusammen mit seiner Frau Lilith Frey in das Goldene Buch der Stadt Locarno TI eintragen. Damit werden Menschen für besondere Leistungen geehrt. «Sie haben viel für die Stadt und insbesondere für das Festival getan», sagte Alain Scherrer, Stadtpräsident von Locarno. Meyer lädt seit 45 Jahren während des Festivals zum «Dîner républicain», einer hochkarätigen Tafelrunde. Krönung des Anlasses ist jeweils die Verleihung des «Europa­preises für politische Kultur».

Ringier-Publizist Frank A. Meyer und seine Frau Lilith Frey tragen sich ins Goldene Buch von Locarno ein.
© Ti-Press / Ti-Press

Ringier-Publizist Frank A. Meyer durfte sich gestern zusammen mit seiner Frau Lilith Frey in das Goldene Buch der Stadt Locarno TI eintragen. Damit werden Menschen für besondere Leistungen geehrt. «Sie haben viel für die Stadt und insbesondere für das Festival getan», sagte Alain Scherrer, Stadtpräsident von Locarno. Meyer lädt seit 45 Jahren während des Festivals zum «Dîner républicain», einer hochkarätigen Tafelrunde. Krönung des Anlasses ist jeweils die Verleihung des «Europa­preises für politische Kultur».

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