Ausgebildet
Bachelor und Master für Schweizer Berufsleute

Deutschland wertet seine Berufsabschlüsse auf. Die SP will in der Schweiz nachziehen.
Publiziert: 23.02.2020 um 15:29 Uhr
Deutschland wertet seine Berufsbildung auf.
Foto: Keystone
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Simon Marti

Vom Gewerkschafter bis zum bürgerlichen Wirtschaftsminister – alle Schweizer Parteien sind im Lob auf das duale Berufsbildungssystem vereint. Ein Blick auf die Jugendarbeitslosigkeit in anderen europäischen Staaten genügt, um dieses Selbstbewusstsein zu rechtfertigen. Doch nun gerät das helvetische Erfolgsrezept unter Druck: Deutschland, eines der wenigen Länder der Europäischen Union, in dem die Lehre ebenfalls Ansehen geniesst, wertet seine Berufsleute auf.

Seit Anfang Jahr können Deutsche nun Titel wie «Bachelor Professional» oder «Master Profes­sional» erwerben. Damit stellt Berlin faktisch weiterführende berufliche Ausbildungen auf eine Stufe mit akademischen Abschlüssen an Universitäten. Das stärkt deutsche Berufsleute in ­einem globalisierten Arbeitsmarkt, in dem die englischen Hochschultitel Master und Bachelor dominieren.

Neuregelung verschärft Problem

SP-Nationalrat und Bildungspolitiker Matthias Aebischer (52, BE) sorgt sich um die Schweizer Fachleute. Die Neuregelung in Deutschland verschärfe deren Probleme massiv, ihre Chancen hätten sich auf einen Schlag verschlechtert. «Noch schlimmer ist, dass sie wegen des fehlenden Bachelors oder Masters im Titel weniger verdienen als die schlechter ausgebildeten Berufsbildungsleute anderer Länder», sagt der Berner. Es könne nicht sein, dass die am besten ausgebildeten Schweizer Berufsleute nur wegen des Titels degradiert würden.

«Der Bundesrat muss endlich handeln», fordert Aebischer – und holt einen alten Plan aus der Schublade. In einem Vorstoss, den er im März einreicht, verlangt der Sozialdemokrat vom Bundesrat die Aufwertung der höheren Berufsbildung – etwa der Abschlüsse an höheren Fachschulen – und die Einführung «moderner» Titel.

2012 identischen Vorstoss lanciert

Die Chancen für das Begehren stehen sehr gut. Denn die Schweiz diskutierte schon vor Jahren über eben diese Aufwertung der Berufsbildung. 2012 lancierte der damalige Nachwuchspolitiker Aebischer bereits einen praktisch identischen Vor­stoss. 72 Ratskollegen unterzeichneten die Motion, von ganz links bis ganz rechts. Doch der Bundesrat qualifizierte die Idee als «nicht zielführend» ab. Der Ständerat versenkte sie endgültig.

Obwohl die Schweiz mit der Berufsausbildung eine ihrer wichtigsten Institutionen frühzeitig gestärkt hat, muss sie nun aufpassen, ausgerechnet auf diesem Feld nicht den Anschluss zu verlieren.

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