Um den Cyberraum besser verteidigen zu können, fordert Ständerat Josef Dittli (60, UR) in einer Motion den Bundesrat auf, bei der Schweizer Armee ein Cyberdefence-Kommando aufzubauen. Dafür müsse man das Rekrutierungsverfahren anpassen, meint Dittli: «Im Cyberbereich ist ja weniger die Leistungsfähigkeit im Zwölf-Minuten-Lauf und bei den Liegestützen gefragt als vielmehr die IT-Fähigkeit.»
Die Cyberattacke auf das VBS im vergangenen Juni (BLICK berichtete) hat einmal mehr die Frage aufgeworfen, ob die Schweiz für solche Angriffe gerüstet ist. Dittli bezweifelt das. Er stellt sich ein Kommando vor, das aus 100 bis 150 IT-/Cyberspezialisten und milizmässig aufgebauten Cybertruppen mit rund 500 Cybersoldaten besteht.
Das Kommando müsse permanent und in allen Lagen seine eigenen Systeme und Infrastruktur sowie subsidiär auch diejenigen von zivilen Behörden vor Cyberangriffen schützen.
«Wir brauchen eine differenzierte Tauglichkeitsprüfung»
Um genügend IT-Spezialisten für dieses Cyberkommando zu gewinnen, brauche es Anpassungen beim Rekrutierungsverfahren. «Ich schlage eine differenzierte Tauglichkeitsprüfung vor», sagt Dittli zu BLICK. «Das traditionelle Aushebungsmodell greift dafür nicht.»
Insbesondere im IT-Bereich sei die Mobilisierung der Miliz über ein neues Verfahren sinnvoll, glaubt der ehemalige Berufsoffizier. Die Armee müsse Cyberspezialisten gezielt rekrutieren.
Die differenzierte Rekrutierung sei aber auch in anderen Armeebereichen prüfenswert, so Dittli. «Die Armee verliert generell zu viel Personal bereits bei der Aushebung», kritisiert er. Die vielen Abgänge über den blauen Weg ärgern den Urner: «Es gibt zu viele Abschleicher.»
Um das Personalproblem zu lösen, will Dittli im Vergleich zu einigen bürgerlichen Kollegen den Hebel aber nicht primär mit einschneidenden Massnahmen beim Zivildienst ansetzen. «Der Zivildienst ist nicht das Hauptproblem. Die Armee muss die Schrauben bei der Rekrutierung anziehen.» Deshalb die differenzierte Tauglichkeit.
Bundesrat: Motion ist nicht nötig
Der Bundesrat lehnt die Motion in seiner Stellungnahme ab. Nicht etwa weil er grundsätzlich gegen Cyberabwehr ist, sondern weil der Aktionsplan Cyberdefence des Verteidigungsdepartements die Forderung der Motion zu grossen Teilen erfüllt.
Dittli begrüsst diesen Aktionsplan, relativiert aber. «Niemand weiss, was dieser Aktionsplan konkret vorsieht. Denn der Bundesrat hat noch nicht darüber informiert», sagt der Ständerat. So oder anders diene aber die Annahme der Motion der Sache. Dittlis Vorstoss wird am Montag im Ständerat behandelt.