Die Verunsicherung an der SRG-Spitze kann man fast körperlich spüren: Noch weiss niemand, wie die No-Billag-Initiative, die die Abschaffung der Radio- und Fernsehgebühren fordert und wohl das Aus für die SRG bedeuten würde, beim Volk ankommt. Die Crew rund um SRG-Präsident Jean-Michel Cina (54) fürchtet, dass sich die Unzufriedenheit mit dem Angebot des Medienkonzerns an der Urne entladen könnte.
«Besser zuhören»
Den Wechsel an der Führungsspitze – neben Cina hat auch SRG-Generaldirektor Gilles Marchand (55) sein Amt erst gerade angetreten – nutzt die SRG daher, um Gegensteuer zu geben.
Marchand versprach, alles daranzusetzen, weiterhin «hervorragende Programme» in allen vier Landessprachen anzubieten, den digitalen Wandel voranzutreiben, den Kontakt zum jungen Publikum zu halten und weiter in die Kultur zu investieren. Und nochmals zu überprüfen, wo allenfalls die Kosten gesenkt werden können.
Doch das reicht nicht, das weiss die SRG selbst. Das Unternehmen hat daher die Bündnerin Ladina Heimgartner (37) zu Marchands Stellvertreterin ernannt und ihr die Aufgabe zugeteilt, den Dialog mit Publikum und Gesellschaft zu vertiefen. «Das heisst vor allem erst einmal: besser zuhören», so Heimgartner.
Charmeoffensive an die Privaten
Auch das Argument des rücksichtslosen Monopolisten will die SRG entkräften: Beispielsweise bietet das Unternehmen den privaten Medienhäusern ab sofort Gratis-Videobeiträge zu Nachrichten an, sofern diese die SRG als Quelle angeben und an den Beiträgen keine Änderungen vornehmen. Privatradios sollen zudem die stündlichen Nachrichten der SRG-Sender übernehmen können.