Seit einem Jahr ist es um Toni Brunner (42) ruhiger geworden. Am 23. April 2016 trat der Toggenburger Landwirt als Präsident der SVP zurück und übergab das Zepter an seinen Nachfolger, den Berner Nationalrat Albert Rösti (49).
Seit dieser Woche spielt der Nationalrat aber wieder in der A-Liga der Schweizer Politik mit. Brunner führt ein Komitee aus Vertretern der SVP, FDP und der Wirtschaft, die sich gegen das neue Energiegesetz zur Wehr setzt. Diese Woche lancierte das Bündnis seine Kampagne für die Abstimmung vom 21. Mai.
Mit zwei Millionen gegen Leuthard
Dabei kann der ehemalige Chef der Volkspartei aus dem Vollen schöpfen. Nach eigenen Angaben stehen seinem Gremium zwei Millionen Franken zur Verfügung, die in den nächsten Wochen in die Werbung gegen das Prestigeprojekt von Energieministerin Doris Leuthard (53, CVP) investiert werden.
Das Comeback auf der politischen Hauptbühne bedeutet für Brunner nicht nur Auftritte und viel Arbeit. Der St. Galler profitiert auch persönlich vom Werbefeldzug. Die SVP-Zentrale, die bei der Aktion den Lead hat, hat seiner Kommunikationsagentur Polestica einige Jobs für die Millionen-Operation «Nein zur Energiestrategie» zugeschanzt. SVP-Generalsekretär Gabriel Lüchinger (40) bestätigt: «Es ist korrekt, dass die Agentur Polestica bei der Kampagne teilweise mithilft.»
SVP-Aufträge für Brunners Firma haben Tradition
Brunner gründete die Firma mit Sitz in Ebnat-Kappel SG 2015 gemeinsam mit seiner Partnerin Esther Friedli (39). Sie sind beide zu 50 Prozent an der GmbH beteiligt, Friedli fungiert als Geschäftsführerin.
Dass die Generalsekretärin der St. Galler SVP quasi «inhouse» Aufträge bekommt, hat Tradition. Als eines ihrer ersten Mandate konnte sie ausgerechnet Roger Köppel (51) an Land ziehen. Die Politikwissenschaftlerin und ehemaliges Mitglied der Berner CVP beriet den Journalisten im Wahlkampf vor zwei Jahren. Der Zürcher wurde glänzend in den Nationalrat gewählt.
Die Befürworter liegen klar vorne
Friedli, mittlerweile Mitglied der SVP, freut sich über den Auftrag. Sie ist selber eine überzeugte Gegnerin der Vorlage: «Das neue Energiegesetz fordert fast die Halbierung unseres Energieverbrauchs und beinhaltet einen unglaublichen Ausbau von Bürokratie, Subventionen und Staat.» Das Ziel, den Energieverbrauch massiv zu reduzieren, könne nur mit Lenkungsabgaben, neuen Vorschriften und staatlicher Umerziehung geschehen. «Bezahlen werden wir dies alle über höhere Strompreise, teureres Benzin und schliesslich teurere Produkte. Dazu sage ich klar Nein», so Friedli.
Sicher ist: Friedli muss eine gute Kampagne führen. Im Moment liegen die Befürworter des Energiegesetzes klar vorne. Laut neusten Umfragen wollen 61 Prozent Ja sagen, nur 30 Prozent lehnen die Vorlage ab. Es braucht also noch viel Überzeugungsarbeit von Brunner, seiner Partnerin und ihrer gemeinsamen Kommunikationsagentur.