Foto liess beim Publikum falschen Eindruck entstehen
Ombudsmann rüffelt «10vor10» wegen Blocher-Foto

Die SRG-Ombudsstelle rüffelt die Redaktionen von «10vor10» und Radio SRF1 wegen zweier Beanstandungen aus dem Publikum.
Publiziert: 19.03.2018 um 17:36 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 12:05 Uhr
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«10vor10» berichtete über die 300 reichsten Schweizer. Dabei gab ein gezeigtes Foto Anlass zu Kritik.
Foto: Screenshot SRF

Viel zu tun für Roger Blum und Manfred Pfiffner. Gleich mehrere Beanstandungen von genervten Zuschauern hatten die SRG-Ombudsmänner zu behandeln. Und sie geben den Kritikern teilweise recht!

Bemängelt wurde unter anderem ein «10vor10»-Beitrag über die 300 reichsten Schweizer vom 23. November 2017. Der Zuschauer wirft der Redaktion vor, sie habe mit dem Bericht dem Ruf von Christoph Blocher schaden und ihn in ein schlechtes Licht rücken wollen: Indem die Redaktion ein Bild von Christoph und Silvia Blocher gezeigt habe, sei der Eindruck entstanden, das gesamte Vermögen gehöre dem Ehepaar Blocher – anstatt, wie tatsächlich der Fall, der ganzen Familie. Zudem sei es seltsam, dass man im Bericht lediglich die drei Reichsten gezeigt habe und dann erst wieder Platz 10 – eben die Blochers.

Redaktionsleiter rechtfertigt sich

«10vor10»-Redaktionsleiter Christian Dütschler widerspricht den Vorwürfen vehement. «Die Ränge 1 bis 3 erwähnen wir in der Überzeugung, dass die Zuschauer wissen wollen, wer die ersten drei Ränge in einem Ranking belegt», erklärt er. Die Blochers auf Rang 10 habe man erwähnt, weil sie im Gegensatz zu den Rängen 4 bis 9 bekannt seien und die Familie Blocher zudem auf ein Vermögen von 11 bis 12 Milliarden Franken komme. «Das sind 4 Milliarden mehr als im Jahr zuvor. Somit ist die Familie Blocher der grösste Aufsteiger im diesjährigen Ranking. Das macht sie zusätzlich erwähnenswert. Wir sind davon ausgegangen, dass eine entsprechende Erwähnung auch unsere Zuschauer interessiert», erklärt Dütschler, der auch die Kritik am Bild von Silvia und Christoph Blocher nicht gelten lässt: Das Foto habe man aus der Ursprungsquelle, der Zeitschrift «Bilanz», abgefilmt, die ergo ebenfalls Christoph und Silvia Blocher als Fotosujet gewählt hätten.

Ombudsmann Blum schlägt sich diesbezüglich allerdings auf die Seite des Beanstanders. «Sie kritisieren, dass Christoph und Silvia Blocher im Bild gezeigt werden, obwohl das Paar nicht (mehr) der ‹Vermögenstreiber› der Familie ist. Hier stimme ich Ihnen zu», schreibt Blum.

«Beschreibung des Login-Vorgangs war unnötig»

Und auch in einem anderen Fall rüffelt der Ombudsmann eine Redaktion von SRF. Ein Zuschauer kritisiert, dass Radio SRF1 mit einem Beitrag über das Leck im Betriebssystem der Apple Software High Sierra am 29. November 2017 quasi «Hilfestellung zur kriminellen Handlung» gegeben habe. «Es wurde erklärt, wie in einen Computer ohne Passwort eingebrochen werden kann. Nach dieser Radiosendung sind alle betroffenen Computer gefährdet, da jedermann weiss, wie man das macht. Vor dieser Sendung wussten wenige Spezialisten Bescheid», so der Beanstander. 

Manfred Pfiffner, stv. Ombudsmann, gibt dem Kritiker zum Teil Recht. Die Nennung des Benutzernamens und die Beschreibung des Login-Vorgangs in den Nachrichtensendungen am frühen Morgen des 29. Novembers 2017 seien «unnötig» gewesen. «Es ist der erweiterten Redaktion allerdings anzurechnen, dass sie die Erklärung zum Login in den folgenden Nachrichtensendungen weggelassen haben», fügt er an. Hilfestellung zu kriminellen Handlungen sei aber nicht gegeben worden. (wyt)

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