Wie fies! Seit die Beiträge für den Schweizer Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2018 vom 8. Mai in Lissabon bekannt sind, bekommt Alejandro Reyes (26) Gegenwind zu spüren. Neben vielen positiven Kommentaren bekommt er teils öffentliche, teils private Rückmeldungen zu seinem Song. «Wählt ihn nicht, der Eurovision Song Contest ist kein Bedauerungs-Wettbewerb», oder «Wählt ihn nicht einfach nur wegen seines Arms» ist dort zu lesen. Grund: Der gebürtige Chilene wurde mit nur einer Hand geboren, spielt aber trotz Handicap Gitarre. Was eine positive Geschichte ist, wird zur Zielscheibe!
Die Menschen sollen sich auf die Musik konzentrieren
Reyes macht gute Miene zum bösen Spiel. Er schreibt zurück: «Du magst recht haben, aber auf der anderen Seite (auf Englisch: on the other hand) ... ah nein, es gibt ja keine andere Hand ...» Und schliesst mit einem kumpelhaften «High five». Gegenüber BLICK wird er ernster: «Ich möchte, dass die Leute sich auf meine Songs konzentrieren.» Denn nicht nur der von ihm interpretierte Titel «Compass» stammt aus seiner Feder, sondern auch der Song von Mitstreiter Naeman (23), «Kiss Me», hat Reyes mitgeschrieben. «Die Geschichte mit meinem Arm hat überhaupt nichts mit der Show zu tun», stellt er fest. «Ich bin aber auf niemanden sauer. Ich bin es ja gewohnt, anders zu sein.»
Doch nicht nur wegen seiner Behinderung bekommt der in Lausanne wohnhafte Musiker Anfeindungen: «Manche schrieben mir in einer Privatnachricht, dass ich nicht teilnehmen soll, weil ich nicht voll und ganz Schweizer bin», sagt er. Dabei kam er im Alter von zehn Jahren in die Schweiz und lebt schon mehr als die Hälfte seines Lebens hier!
Das SRF hat die Kommentare mittlerweile gelöscht
Das Schweizer Fernsehen hat die Hass-Kommentare unter Alejandro Reyes' Youtube-Video mittlerweile wieder gelöscht. «Sie haben gegen unsere Netiquette verstossen», erklärt Eva Wismer, Sprecherin von SRF. Alejandro Reyes sieht die Hass-Kommentare gelassen: «Der Grundtenor der Rückmeldungen ist sehr positiv. Das ist schön.»
Wie es für Reyes rauskommt, entscheidet sich am Sonntag, 4. Februar. «Die grosse Entscheidungs-Show» läuft ab 20.05 Uhr auf SRF zwei.