Der irakisch-schweizerische Filmemacher Samir (61) ist vom US-Einreisestopp für Muslime betroffen – obwohl er seit 1961 in der Schweiz lebt und den Schweizer Pass besitzt. «Wenn man im Irak geboren ist, bleibt man durch die Verfassung automatisch Iraker», sagt er zu BLICK. «Wenn die Beamten sehen, dass mein Geburtsort Bagdad ist, kontrollieren Sie mich – auch mit Schweizer Pass.»
«Es beschäftigt mich und meine Familie sehr»
Samirs Halbschwester Souhair Riadh Ahmed (31) lebt in den USA, arbeitet als Dolmetscherin und besitzt den amerikanischen Pass. Ihr Mann hingegen hat nur eine Green Card und kann das Land deshalb nicht mehr verlassen. «Er musste auch den Besuch bei seiner Mutter im Irak absagen. Zu gross ist die Angst, dass er nicht mehr ins Land gelassen wird», so Samir. «Es beschäftigt mich und meine Familie wirklich sehr.» Auch einige von Samirs Cousinen leben in den USA, alles gebürtige Irakerinnen.
«Trump ist ein Egoist mit diktatorischen Zügen»
Ist Donald Trump für die muslimische Welt also noch die grössere Reizfigur als George W. Bush (70) es war? Samir lacht: «Teufel oder Beelzebub, meinen Sie? Als Politiker war Bush in einem System, das man wenigstens politisch einordnen konnte – bei Trump ist das unmöglich. Er ist ein Egoist mit diktatorischen Zügen. Er verhält sich gegenüber der Welt absolut unberechenbar.»
Es überrascht den Regisseur nicht, dass gerade Hollywood-Stars zu den schärfsten Trump-Kritikern gehören: «Die Filmbranche ist sehr offen und lebt von verschiedenen Kulturen. Auch die unpolitischsten Schauspieler spüren intuitiv, dass diese Politik Trumps falsch ist und nichts mit ihnen zu tun hat.» Die Oscar-Verleihung sieht er durch Trumps Dekret nicht gefährdet, die Preisverleihung sei dafür zu «amerikanisch».
Neuer Film betroffen
Nicht nur privat, auch beruflich ist Samir von Trumps Muslim-Bann betroffen. Für seinen neuen Film «Bagdad In My Shadow» wollte der Filmemacher in einigen Tagen nach New York fliegen. «Das mache ich nun nicht mehr. Es gibt ja auch noch Skype und Telefon – die alten Methoden», sagt er. «In nächster Zeit werde ich ganz bestimmt nicht mehr in die USA reisen.»