Ihr Freund starb beim Basejumpen, Mirjam von Arx überwand den Brustkrebs
«Ich habe beschlossen: Ich sterbe nicht!»

Mirjam von Arx hat den Basejump-Tod ihres Freundes verfilmt – und währenddessen den Brustkrebs besiegt.
Publiziert: 06.12.2014 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 11:32 Uhr
Von Cinzia Venafro (Text), Philippe Rossier (Fotos)

Ihr Glück währt drei Monate. Dann zerschellt es an der Felswand im Lauterbrunnental. «Ich konnte zuerst gar nicht trauern», sagt Mirjam von Arx (46) und blickt zum Plakat ihres autobiografischen Films «Freifall» hoch. Ein selbstbewusster Herbert lächelt sie an, eine vom Krebs gezeichnete Mirjam lehnt an seiner Schulter. Sie sagt: «Ich musste zuerst die Wut in mir überwinden, um seinen Tod annehmen zu können.»

Angefangen hatte ihre Liebe im Internet. Doch noch während der Flirt zwischen der ehemaligen Ringier-Journalistenschülerin und dem deutschen Extremsportler entflammt, ertastet sie einen Knoten in ihrer Brust. «Wenn man sich angesichts des Krebses verliebt, gibt es kein Aufschieben mehr», erinnert sie sich. «Mir wurde bewusst, dass mein Leben endlich ist. Und Herbert sagte: ‹Du bist jetzt nicht mehr allein. Wir schaffen das.›» Von Arx wird operiert, Chemotherapie und tägliche Bestrahlung folgen – und ein Heiratsantrag. Kaum sagt sie Ja, zieht es Herbert zu seiner zweiten Liebe, dem Basejumpen. Die Zukunft des Paares endet mit seinem letzten Sprung. «Das war der Tiefpunkt meines Lebens», sagt von Arx. «Als ich vor seinem Leichnam stand, sagte ich: Du Idiot. Du hast uns alles genommen!» Wieso soll sie gegen den Krebs kämpfen, wenn er den Tod riskierte? «Mein Krebs wurde durch Herberts Tod zur Nebensache», sagt von Arx. «Und ich habe beschlossen: Ich sterbe nicht!»

Zwei Jahre braucht sie, bis sie wieder lächeln kann. «Ich wollte alles festhalten, was mit ihm zu tun hat», erinnert sie sich. Die Filmfrau begibt sich mit der Kamera auf die Suche nach der Faszination Basejumpen. Sie kriecht zur Absprungstelle hoch. Sie befragt Basejumper, hält plötzlich ein Video von Herberts letzten Sekunden in den Händen. «Ich brauchte ein Jahr, bis ich die Kraft fand, es anzuschauen», sagt sie.

Kämpfernatur: Mirjam von Arx hat in «Freifall» (jetzt im Kino) ihre unfassbare Liebes- und Leidensgeschichte als Dok verfilmt.
Foto: Philippe Rossier
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Es ist eine der intimsten Szenen in «Freifall». Von Arx: «Der Film ist mein Sprung von der Klippe. Ich habe gelernt, dass sich Menschen wie Herbert in jeder Sekunde bewusst sind, dass ihr Leben endlich ist. Genau wie ich, als ich vom Krebs erfuhr.»

Heute hat von Arx den Krebs besiegt, ist neu liiert – und hält als frischgebackenes Mami «das Geschenk des Lebens» in ihren Armen. «Erst durch den Krebs und den Unfall habe ich gelernt, nichts aufzuschieben», sagt sie. «Und wenn Herbert mich heute sähe, würde er laut sagen: ‹Los, lebe weiter!›»

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