Herzogin Kate verliess 7 Stunden nach der Geburt das Spitalbett
Schweizer Mütter mögen es gemütlicher

Schon sieben Stunden nach der Entbindung trat Herzogin Kate vors Volk. In England ist das seit Jahrzehnten üblich. In der Schweiz mögen wir es gemütlicher.
Publiziert: 24.04.2018 um 23:35 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 23:28 Uhr
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Dr. med. Monya Todesco Bernasconi, Chefärztin Geburtshilfe und Perinatalmedizin am Kantonsspital Aarau.
Foto: Zvg
Christiane Binder

Strahlend, perfekt geschminkt, gut gestylt trat Herzogin Kate (36) am Montag vors Volk. Hätte sie nicht ihren neugeborenen kleinen Prinzen im Arm gehalten – kein Mensch wäre auf die Idee gekommen, dass Kate das Kerlchen erst sieben Stunden zuvor auf die Welt gebracht hatte.

Seit Jahrzehnten üblich

Die künftige Königin machte jedoch nichts anderes als fast alle Britinnen. Eine «schnelle Entlassung nach einer normalen Geburt» sei dort «seit Jahrzehnten üblich», erklärt Monya Todesco Bernasconi, Chefärztin Geburtshilfe und Perinatalmedizin am Kantonsspital Aarau. «Es gibt keine medizinischen Bedenken, wenn Mutter und Kind gesund sind und sie eine problemlose Schwangerschaft und Geburt hatten. Bei Herzogin Kate waren bereits die ersten zwei Geburten gut verlaufen und sie war schon damals früh ausgetreten.»

Eine Beobachtungszeit von vier Stunden

Die Möglichkeit der ambulanten Geburt besteht auch in der Schweiz, «schon lange», wie Daniel Surbek (55) erklärt, Chefarzt Geburtshilfe und Feto-maternale Medizin an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde am Inselspital Bern. Verliefen Schwangerschaft und Geburt ohne Komplikationen und ist das Neugeborene gesund, können Schweizer Frauen theoretisch nach einer Beobachtungszeit von etwa vier Stunden das Spital verlassen.

Die Nachbetreuung ist sehr gut ausgebaut

Medizinisch ist das kein Problem. Das siebentägige «Wochenbett» ist überholt, nach neuen Erkenntnissen muss die Frau nach der Geburt nicht mehr liegen. «Im Gegenteil», erklärt Surbek,  «es sei besser, wenn sich die Frau nach der Geburt möglichst schnell normal bewegt.» Frühmobilisierung nennt man das. Sie sei kein Problem, sagt Surbek, denn am folgenden Tag schon kommt die Hebamme, um bei allfälligen Problemen zu helfen. Das System der Nachbetreuung sei in der Schweiz «sehr gut ausgebaut».

Im Schnitt drei Tage

Dennoch wählen weniger als zehn Prozent der Schweizerinnen die ambulante Geburt. Manche möchten noch die Nacht im Spital bleiben, andere  einen oder zwei Tage länger. Im Durchschnitt verlassen Schweizerinnen die Klinik aber nach drei, nach einem Kaiserschnitt nach vier Tagen.

Viele Frauen wünschen sich nach der Geburt eine Zeit des Verschnaufens, «wo sie sich in aller Ruhe an das Kind und die neuen Umstände gewöhnen möchten», erklärt Surbek.

Dass Kate den kleinen Prinzen schon so früh präsentierte, findet Surbek «postitiv, es strahlt eine gewisse Natürlichkeit aus». Der neugeborene Prinz könne den frühen Rummel um seine Person auch gut verkraften. «Im Spital kommt ja nach einer Geburt auch jede Menge Besuch.»

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