Rollstuhl
Museumsbesucher testen treppensteigenden Rollstuhl in Zürich

Museumsbesucher als Versuchskaninchen: Im Landesmuseum Zürich haben am Sonntag Besucher den Prototypen eines treppensteigenden Rollstuhls testen können. Die erste Testperson sprach von einer «interessanten Erfahrung, bei der sie einmal »sehr erschrocken" sei.
Publiziert: 07.01.2018 um 12:51 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 16:30 Uhr
Erfinder Beni Winter führt den treppensteigenden Rollstuhl im Landesmuseum in Zürich vor.
Foto: KEYSTONE/ENNIO LEANZA

Die Schrecksekunde erlebte sie, als es die Treppe runterging und der Stuhl etwas arg ruckelte. Aber Treppensteigen sei für ihn halt «sehr, sehr ungewohnt», räumte der Rollstuhlfahrer ein.

Zu überwinden hatte der Elektro-Rollstuhl rund 12 Stufen. Dank integrierter Gummiraupen bewältigte er das Hindernis problemlos. Nach dem Treppensteigen traten dann wieder die normalen Rollstuhlräder in Aktion. Gesteuert wird der Stuhl mittels Joystick und Handy-App.

«Ohne Anleitung geht dies jedoch nicht», stellte der Testfahrer fest. «Entweder braucht man eine Fahrprüfung oder Hilfe auf Schritt und Tritt.» Des Weiteren bedauerte er, dass das Gefährt mit 5 km/h «sehr langsam» und mit 95 Kilo «recht schwer» sei. Und schön wäre es, wenn man mit dem Gefährt ins Auto ein- und aussteigen könnte, regt er an.

Aber grundsätzlich erhielt die Erfindung viel Lob. Sie würde in der Tat auch im Alltag viel Erleichterungen bringen. «Denn die meisten Treppenlifte funktionieren nicht, wenn man sie braucht.» Gefallen fand auch der höhenverstellbare Sitz.

Erfinder Beni Winter und sein Team sind froh um Anregungen. Man werde die Probleme eins nach dem andern angehen und lösen, versprach er am Sonntag vor den Medien. Am kommenden Sonntag findet im Landesmuseum erneut ein Testtag statt. Die Erkenntnisse sollen dann bis im Sommer in einen Vor-Serientyp einfliessen. In den Verkauf soll das Gefährt voraussichtlich Ende 2019 gelangen.

Zusammen mit Studenten von der ETH Zürich und der ZHdK begann Winter 2014 mit unzähligen Tüfteleien. Mittlerweile hat er das Start-Up-Unternehmen Scewo gegründet. Dessen Ziel ist es, mit dem auf zwei Rädern balancierenden Fahrzeug den Alltag von gehbehinderten Personen zu erleichtern. Finanziert wird das Vorhaben von Investoren.

Für das Landesmuseum sei die Zusammenarbeit mit dem Start-Up-Unternehmen eine Gelegenheit, sich für die Barrierefreiheit des Museums zu engagieren und die Forschung bei innovativen Lösungen zu unterstützen, sagte Direktor Andreas Spillmann.

Die Kosten von etwa 30'000 Franken für einen Scewo-Rollstuhl fallen laut Spillmann «kaum ins Gewicht». Bauliche Massnahmen seien stets teurer oder wegen des Denkmalschutzes gar nicht möglich.

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