Rechtsextreme wollen die Kritiken zu «Black Panther» manipulieren
Krallen gegen Kritiker

In den USA haben Rechtsextreme versucht, die Reviews von «Black Panther» auf Rotten Tomatoes zu manipulieren. Nicht nur deshalb stehen solche Filmbewertungs-Portale in der Kritik.
Publiziert: 17.02.2018 um 15:39 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 22:35 Uhr
Comic-Verfilmung mit Tiefgang: «Black Panther» mit Chadwick Boseman.
Lukas Rüttimann

Gut gebrüllt, Raubkatze! In «Black Panther» (ab diesem Donnerstag im Kino) setzt das Erfolgsstudio Marvel für einmal nicht auf Sprüche, Spass und Action, sondern auf Politik, Gefühl und Tiefgang. Die Titelfigur, der schwarze Prinz T’Challa (Chadwick Boseman), wird König eines Fabelreichs in Afrika. Als Black Panther muss er sein Land gegen innere und äussere Feinde verteidigen. Nach und nach erkennt er die Wichtigkeit von Offenheit, Chancengleichheit und sozialer Verantwortung. Ein toller Film, den man vom Comic-Giganten Marvel so nicht unbedingt erwarten konnte.

Einen anderen Kampf muss «Black Panther» abseits der Leinwand führen. Eine Facebook-Gruppe kündigte an, die Kritiken für den Film auf dem Bewertungsportal Rotten Tomatoes zu manipulieren. Die Verantwortlichen stammen aus dem Umfeld der Alt-Right-Bewegung, der neuen politischen Rechten in den USA. Facebook hat die Gruppe umgehend gelöscht.

Bewertungsportale können über Top oder Flop entscheiden

Dennoch ist die Aktion weit mehr als nur ein schlechter Gag. Portale wie Rotten Tomatoes, IMDb oder Metacritic sind die Orientierungshilfen bei der Filmwahl schlechthin. Sie sammeln Reviews von ausgewählten Zeitungen, Zeitschriften und Online-Magazinen und geben jedem Werk eine durchschnittliche Wertung aus allen Kritiken. Viele Filmfans schauen als Erstes, welche Prozentzahl ein Streifen bei Rotten Tomatoes hat, bevor sie sich entscheiden. Das Portal ist so wichtig, dass es für die Branche zu einem mächtigen Marketinginstrument geworden ist. Denn die Bewertung auf dem knallbunten Portal mit den frischen (für gute Kritiken) oder faulen (schlechte Kritiken) Tomaten kann über den Erfolg an den Kinokassen entscheiden.

Nicht erst seit der «Black Panther»-Aktion stehen diese Portale jedoch selbst in der Kritik. Vor allem die Bewertung des letzten «Star Wars»-Films «The Last Jedi» hat eine Art Glaubenskrieg ausgelöst: Der Film wurde von den Journalisten in den Himmel gelobt, doch bei den Fans fiel er durch. In Zahlen: 91 Prozent frische Tomaten von den Kritikern, von den Fans bloss 48.

Nun gehen die Meinungen von Profis und Publikum vor allem bei Blockbustern oft auseinander. «Papa Moll» hierzulande wurde vom Publikum geliebt, von den Kritikern nicht. Der umgekehrte Fall wie bei «The Last Jedi» jedoch ist höchst selten – und hat dazu geführt, dass Filmfans das Konzept in Frage stellen – frei nach dem Motto: Wenn Fans kritischer sind als Fachleute, kann mit den Bewertungen etwas nicht stimmen.

Laut Netflix-CEO haben sich Kritiker und Fans entfremdet

Tatsächlich überrascht das bedingungslose Abfeiern von Comic-Verfilmungen schon länger. Einige Fans sehen die Ursache in einer Verschwörung: Weil Rotten Tomatoes einer Tochtergesellschaft von Warner gehört, würden dessen Filme mit Samthandschuhen angefasst. Dagegen spricht jedoch die Tatsache, dass Comic-Verfilmungen des Warner-Studios DC meist deutlich schlechter wegkommen als jene der Disney-Firma Marvel.

Wahrscheinlicher als eine Verschwörung ist die Beeinflussung durch die Zunahme von unkritischen Bloggern und Fansites. Ein ungutes Gefühl aber bleibt. Reed Hastings, der CEO von Netflix, meinte unlängst, Fans und Kritiker «hätten sich entfremdet». Dies, weil die Netflix-Produktion «Bright» bei den Journalisten durchfiel, beim Publikum aber sehr gute Ratings erzielte. Doch zum Glück gibt es noch Filme, wo sich alle einig sind. «Black Panther» steht derzeit – Rassisten-Kampagne hin oder her – bei einem Rotten-Tomatoes-Wert von 98 Prozent. Positive Reviews, versteht sich.

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