Der Schock war riesig: «Innerhalb eines Monats fielen mir alle Haare aus», erzählt Alice Hurel (18). Das war vor drei Jahren. «Kein Arzt wusste, was mit mir los ist. Man warf mir sogar vor, dass ich sie selbst ausreisse.» Nach langer Ungewissheit dann die Diagnose: Alopecia. So lautet der Name der Autoimmunkrankheit, an der die Studentin leidet. «Ich wurde immer schwächer. Mir tat alles weh», erinnert sich Alice.
Doch die Genferin machte aus der Not eine Tugend: Sie stellte sich bei der renommierten Agentur Scout Model vor. Und lebte auf. «Das Modeln hat mir geholfen, mein neues Aussehen zu akzeptieren und sogar zu lieben», sagt sie. Und die Halb-Japanerin hat Erfolg damit: Alice ist das neue Gesicht der Migros-Pflegelinie «I am».
Verstecken kommt nicht in Frage
«Als ‹Miss Kahlschlag› verkörpert sie die Einzigartigkeit der Frau, die nicht in das gängige Schönheitsideal passt», sagt die Migros-Sprecherin Monika Weibel. «Alice ist selbstbewusst und passt perfekt zu unserer Marke mit dem Slogan ‹I am what I am›.»
Alice lebt in Mailand, studiert Fashion-Design und startet gleichzeitig als Model durch. «Fotografen arbeiten mit mir, weil ich besonders bin. Ich bin ein Teil ihrer Kunst, das verleiht mir Stärke.»
Versteckt hat sie sich nie. «Ich lebe trotz Kahlheit meine Weiblichkeit aus», sagt sie. Ihr Traum ist es, Modedesignerin zu werden. Und sie will auf die Titelseite der «Vogue». Ihr Vorsatz: Vorbild für Mädchen zu sein, die sich dem Schönheitsdiktat entgegenstellen. Woher schöpft sie die Kraft? «Als ich in ein Loch gefallen bin, haben mich meine Familie und Freunde aufgefangen. Und mein damaliger Freund ist nicht weggelaufen. Er hat mich als Frau gesehen. Mit oder ohne Haare.» Nicht alle reagieren positiv auf ihre aussergewöhnliche Schönheit. «Die Menschen realisieren nicht, wie verletzend Blicke sind. Aber ich gehe meinen Weg. So wie ich bin.»