Die Initiative hat zum Ziel, eine «Arche Noah für Mikroorganismen» zu schaffen. Die Organismen sollen auf unbegrenzte Dauer aufbewahrt werden, wie die Seerave Foundation am Donnerstag bekanntgab.
Die Billionen von Mikroorganismen, die in und auf den Körpern der Menschen leben, sind entscheidend dafür, dass die Bevölkerung gesund bleibt und Krankheitserreger wie das Coronavirus bekämpft werden.
Durch die zunehmende Verbreitung der westlichen Lebensweise, durch die Urbanisierung und Umweltveränderungen sind die Mikroorganismen bedroht. Die Diversität nimmt massiv ab, was sich auf chronische Krankheiten wie Adipositas, Diabetes und Asthma auswirkt.
Die Initiative von Wissenschaftlern will Mikroorganismen im menschlichen Körper sammeln, die nicht durch den Einsatz von Antibiotika, den Verzehr hochverarbeiteter Lebensmittel und anderer ungünstiger Einflüsse moderner Gesellschaften beeinträchtigt sind.
In einem ersten Schritt haben die beiden unabhängigen Schweizer Firmen EvalueScience und advocacy eine Machbarkeitsstudie erarbeitet. Gemeinnützige Institutionen und Universitäten, die auf dem Gebiet des humanen Mikrobioms forschen, unterstützten sie.
Zum Förderkonsortium gehören unter anderem die Gebert Rüf Stiftung (Schweiz), die Seerave Foundation, die Fundação Calouste Gulbenkian (Portugal), die Rutgers University (USA), die Universität Kiel (Deutschland) und das Canadian Institute of Advanced Research.
In einem nächsten Schritt durchläuft das Projekt eine zweijährige Pilotphase, die das Konzept veranschaulichen soll und rund eine Million Franken kosten wird. Als Standort für ein Reservoir an menschlichen Mikroorganismen ist die Schweiz im Gespräch.
Die Idee eines solchen Reservoirs war erstmals 2018 in der Fachzeitschrift Science von den Initianten veröffentlicht worden. Das Projekt wird von weltweit führenden Forschern sowie zwei Nobelpreisträgern weltweit unterstützt, so auch von Professoren der ETH Zürich und des Universitätsspitals Zürich.
Die Forscher hoffen, dass es eines Tages möglich sein wird, durch die Wiedereinführung fehlender Mikroorganismen Krankheiten zu verhindern. Dazu müssen jedoch zunächst bei Bevölkerungsgruppen mit der grössten Diversität, wie jene in abgelegenen Gebieten Lateinamerikas oder Afrikas, Mikroorganismen gewonnen werden.
Menschen in urbanisierten Gesellschaften haben einen erheblichen Teil ihrer Diversität bei Mikroorganismen verloren. Die Darmflora der meisten Europäer und Amerikaner weist zum Beispiel nur eine halb so grosse Diversität auf wie die der Jäger und Sammler in abgesonderten Dörfern im Gebiet des Amazonas.
(SDA)