Ungleich im Kampf gegen Corona
EU-Länder entsorgen mehr Impfdosen als sie spenden

Die Länder der EU entsorgen nach Angaben von Hilfsorganisationen bedeutend mehr ungenutzte Corona-Impfstoffdosen, als an afrikanische Länder gespendet werden.
Publiziert: 16.02.2022 um 01:55 Uhr
Winnie Byanyima, Generaldirektorin von Oxfam International, kritisiert die schleppende Lieferung von Corona-Impfstoffen an arme Länder. (Archivbild)
Foto: JEAN-CHRISTOPHE BOTT

30 Millionen von den Europäern nach Afrika geschickten Impfstoffdosen standen nach Angaben der Aktivisten der People's Vaccine Alliance vom Dienstag rund 55 Millionen Dosen gegenüber, die demnach bis Ende Februar entsorgt werden müssen.

Die Allianz forderte insbesondere die Freigabe der Patente für die Herstellung der Impfstoffe. «Obwohl die EU mittlerweile weltweit die grösste Exportmacht von Impfstoffen ist und stets die Partnerschaft mit Afrika betont, wird die Preisgestaltung der Impfstoffe allein den Pharmaunternehmen überlassen», hiess es.

«Und die Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten horten dann die Impfdosen bis zum Verfallsdatum», erklärte das Bündnis, dem unter anderem Oxfam und das Uno-Programm Unaids angehören.

Zugleich bestehe in Afrika erheblicher Impfstoffmangel. Laut Oxfam haben dort erst 11 Prozent der Bevölkerung zwei Impfungen erhalten, insgesamt 151 Millionen Menschen. «Der akute Impfstoffmangel verlängert die Pandemie auf unabsehbare Zeit und erhöht das Risiko neuer Virusvarianten», warnen die Aktivisten.

Angesichts dieser Zahlen erklärte die People's Vaccine Alliance die internationale Impfinitiative Covax für gescheitert. Statt auf die Verteilung von Impfstoffen müsse auf Produktion vor Ort gesetzt werden und die Patente für die Herstellung der Vakzine aufgehoben werden. Ein entsprechender Antrag bei der Welthandelsorganisation WTO liegt seit anderthalb Jahren vor.

(SDA)

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