Der 74-seitige Bericht, der im Internet abrufbar ist, soll helfen, die umstrittenen Auslandadoptionen aufzuarbeiten, wie es in einer Mitteilung der St. Galler Staatskanzlei vom Montag heisst. Der Kanton wolle Betroffene bei der Ermittlung der korrekten Angaben ihrer leiblichen Eltern unterstützen.
Die Fürsorgerin Alice Honegger (1915–1997) hatte während fast 50 Jahren in Bollingen SG, das heute zur Stadt Rapperswil-Jona gehört, mit behördlicher Bewilligung Adoptionen vermittelt. Dabei soll es auch immer wieder illegale Adoptionen gegeben haben. Bereits in den 1980er-Jahren kamen Zweifel an der Korrektheit der Verfahren auf.
Kritische Hinweise seien damals von den zuständigen kantonalen Stellen untersucht worden, hätten aber nie zu dauerhaften Konsequenzen für Alice Honegger geführt, schreibt der Kanton. Den Aufsichtsbehörden könne «im damaligen rechtlichen und gesellschaftlichen Kontext kein rechtswidriges verhalten vorgeworfen werden».
«Aus heutiger Sicht wären aber zum Teil vertiefte Abklärungen angebracht gewesen», wird gemäss dem Bericht eingeräumt. Den Ausgangspunkt zur Aufarbeitung bildete im Herbst 2017 ein niederländisches TV-Programm, das auf einen umfangreichen Kinderhandel zwischen Sri Lanka und mehreren europäischen Ländern – darunter auch der Schweiz – hinwies.