Expedition der Superlative
«Polarstern» kehrt aus Arktis zurück

Über ein Jahr war der deutsche Eisbrecher «Polarstern» unterwegs. In der Zentralarktis driftete er mit einer grossen Eisscholle mit. Am Montag kehrt das Forschungsschiff nach Bremerhaven zurück. Mit dabei: wertvolle Daten - und Erinnerungen an ein grosses Abenteuer.
Publiziert: 09.10.2020 um 07:04 Uhr
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Aktualisiert: 13.10.2020 um 16:24 Uhr
Das deutsche Expeditionsschiff «Polarstern» inmitten arktischer Eisschollen. Seine Mission «Mosaic» – mit Beteiligung von drei Schweizer Teams – endet 12. Oktober. (Archivbild)
Foto: MARIO HOPPMANN - ALFRED WEGENER

Wenn am Montag (12. Oktober) das deutsche Forschungsschiff «Polarstern» nach einem Jahr in der Arktis in seinen Heimathafen Bremerhaven zurückkehrt, wird auch Expeditionsleiter Markus Rex an Bord sein. Hinter den Teams der «Mosaic»-Expedition - darunter auch welche aus der Schweiz - liegt eine der abenteuerlichsten Fahrten in der Geschichte der Arktis-Forschung, die am 20. September 2019 in Norwegen begann - und die wegen der Corona-Pandemie zeitweise auf der Kippe stand.

Was wollten die Forscher im Eis?

Zehn Monate lang driftete die «Polarstern» angedockt an eine riesige Eisscholle durch die Arktis. Den gesamten Eiszyklus vom Gefrieren bis zur Schmelze zu beobachten, zu messen und zu dokumentieren - das konnten die Wissenschaftler so zum ersten Mal. Sie versprechen sich von den gewonnenen Daten wichtige Erkenntnisse über das Nordpolarmeer - und über den Klimawandel. Kaum eine Region auf der Erde bekommt ihn so deutlich zu spüren wie die Arktis.

Die Ergebnisse schockieren

Nach dem Zerbrechen der Scholle Ende Juli in der sommerlichen Arktis führte die letzte Etappe die «Polarstern» unter Motor noch einmal Richtung Nordpol. Was Rex da gesehen hat, hat ihn entsetzt: «Das Eis am Nordpol war völlig aufgeschmolzen, bis kurz vor dem Pol gab es Bereiche offenen Wassers.» Dort, wo normalerweise dichtes, mehrjähriges Eis war, sei die «Polarstern» in Rekordzeit durchgefahren. «Wir haben dem Eis beim Sterben zugeschaut», sagt Rex.

Es ist eines der Erlebnisse, die ihm und seinem Team in Erinnerung bleiben werden von einer Fahrt der Superlative. Mit 140 Millionen Euro Budget war es die bisher teuerste und logistisch aufwendigste Expedition in die zentrale Arktis.

Auch Schweizer unter den rund 500 Forschern

Fast 500 Menschen aus allen Ecken der Welt waren etappenweise an Bord. In Schichten arbeiteten rund 70 Wissenschaftler aus 17 Nationen für jeweils zwei Monate mit, dann wurden sie abgelöst. Mit dabei - kein Witz - war auch der Schweizer Schneeforscher Martin Schneebeli von der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL.

Drei Schweizer Teams waren auf der Expedition: Neben jenem von Martin Schneebeli untersuchten Wissenschaftler des Paul Scherrer Instituts (PSI) um Julia Schmale atmosphärische Gase, die für die Wolkenbildung eine wichtige Rolle spielen. Kollegen Schneebelis vom Davoser WSL-Institut um Mike Schwank und Reza Naderpour analysierten, inwieweit die vom Schnee reflektierten Mikrowellen Aufschluss über dessen Beschaffenheit geben.

Mitfinanziert wurden die Projekte vom Swiss Polar Institute (SPI), das sich an den hohen Logistikkosten für die wissenschaftlichen Arbeiten der Schweizer Gruppen in Polarregionen beteiligte.Neben anderen Geldgebern leistete die Schweizerische Kommission für Polar- und Höhenforschung (SKPH) ideelle Unterstützung. (SDA)

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