Nachdem sie die Freilassung der Kapitänin der «Sea-Watch 3», Carola Rackete, angeordnet hat, ist die sizilianische Untersuchungsrichterin Alessandra Vella unter Druck geraten.
Politiker aus dem italienischen Regierungslager - wie Innenminister Matteo Salvini - attackierten die Richterin heftig. Vella schloss ihre Facebook-Seite, nachdem dort grobe Beleidigungen veröffentlicht worden waren.
Salvini nährt «Klima des Hasses»
Der Oberste Richterrat, der für den Richterstand in Italien zuständig ist, forderte Schutzmassnahmen für die Untersuchungsrichterin im sizilianischen Agrigent. Diese geriet unter anderem ins Visier Salvinis, der ihren Beschluss zur Freilassung der Kapitänin als «skandalös» bezeichnete. Salvini betonte, er habe auf eine härtere Reaktion der italienischen Justiz gehofft.
Der Richterverband ANM reagierte verärgert auf den Innenminister. Er warf Salvini vor, mit seinen Worten zu dem Richterbeschluss ein «Klima des Hasses und der Aversion» gegenüber Richtern zu nähren. Dies würden auch die unzähligen Postings im Internet mit Drohungen und Beleidigungen gegenüber Vella beweisen.
Albatrosse statt Flüchtlinge?
Noch unklar ist unterdessen, wo sich Kapitänin Rackete aufhält. Sie befindet sich an einem Ort, wo sie auf eine für kommenden Dienstag geplante Anhörung in einem gegen sie noch laufenden Verfahren wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung wartet. Im Gespräch mit der italienischen «Sea-Watch»-Sprecherin Giorgia Linardi sagte Rackete, sie denke daran, nach Australien zu reisen, um sich dort um Albatrosse zu kümmern.
Prompt kam Salvinis Reaktion. «Ich bin bereit, der Kapitänin einen Hinflug nach Australien zu zahlen», sagte der Innenminister. Er hatte sich für Racketes sofortige Ausweisung ausgesprochen. (cat/SDA)