Nach der Teenie-Serie «13 Reasons Why» sorgt nun das Suizid-«Spiel» «Blue Whale Challenge» für Diskussionsstoff: Die Teilnehmer werden aufgefordert, sich zu verletzten – bis zum Suizid. Das Spiel stammt ursprünglich aus Russland, doch nun gibt es auch in der Schweiz Hinweise auf Betroffene: Beim Sorgentelefon 147 der Pro Juventute soll sich bereits ein involvierter Teenager gemeldet haben (BLICK berichtete).
Im Interview sagt Experte Tony Styger, Leiter der Dargebotenen Hand Zürich, was die aufflammende Suizid-Thematik bedeutet.
BLICK: Herr Styger, was halten Sie von der «Blue Whale Challenge»?
Tony Styger: Dieses «Spiel» verdient diesen Namen nicht. Ich bin einfach nur sprachlos und finde keine Worte, wie man dieses Vorgehen sonst benennen kann. Vielleicht ist hier der Begriff «pervers» am ehesten angebracht.
Die Netflix-Serie «13 Reasons Why», nun das Spiel «Blue Whale Challenge»: Kann man von einem Trend zum Thema Suizid sprechen?
Ich glaube nicht, dass man jetzt gleich von einer Trendwende beim Thema Suizid sprechen kann. Sicher handelt es sich um eine Häufung, die hoffentlich auch wieder abflachen wird. In der Schweiz ist die Suizidrate seit 1980 rückläufig. So oder so ist aber jeder Suizid tragisch.
Leitet so ein Spiel einen dazu an, sich umzubringen?
Sicher ist: Wer dieses Spiel spielt, spielt mit dem Tod – und das mit voller Absicht. Somit kann man nur sagen: Hände weg! Es ist zu hoffen, dass man dieses Spiel stoppen und aus dem Verkehr ziehen kann.
Oder kommt man erst durchs Spiel auf Suizid-Gedanken?
Diese Frage kann man nicht abschliessend beantworten. Die Grenzen auszuloten – in welchem Bereich auch immer –, gehört zu unserem Menschsein. Es liegt in der Verantwortung des Einzelnen zu entscheiden, wie weit er gehen kann und will. Diese Challenge übersteigt bei weitem den gesunden Menschenverstand; deshalb müssen wir alles daran setzen, dass Menschen gar nicht in die Fänge solcher Machenschaften kommen.
Was sind das für Personen, die sich zu dieser Challenge verleiten lassen?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein gesunder Mensch, der sozial eingebettet ist und verantwortungsvoll durchs Leben geht, sich von einem solch absurden Spiel angezogen fühlt.
Spielt auch Gruppendruck eine Rolle bei dieser Challenge?
Da es sich offenbar mehrheitlich um Jugendliche handelt, kann ich mir vorstellen, dass Gruppendruck eine Rolle spielt.
Jugendliche bringen sich in aller Welt um. Wieso wird die Öffentlichkeit gesucht?
Durch öffentlich durchgeführte Suizide wird oft versucht, einem politischen, moralischen oder ethischen Anliegen Gehör zu verschaffen und entsprechende öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen. Ich glaube jedoch nicht, dass den Suiziden im Zusammenhang mit diesem Spiel solche Motive zugrunde liegen.
Was sind das für Personen, die andere in den Suizid treiben?
Es ist absolut unbegreiflich und total abscheulich, dass es Menschen gibt, die ein solches Spiel erfinden und in den Umlauf setzen. Das sind kranke Menschen, die hier ein ganz übles Spiel treiben. Hier tun sich Abgründe der dunkelsten Seite des Menschseins auf.
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net