Der Kollege der Zukunft heisst Yumi. Ein kleiner Kerl. Er schnurrt leise, trägt helle Farben. Richtig niedlich, finde ich auf den ersten Blick. Seine Ellbogen sind nicht spitz, eher rund und weich. Plaudern kann ich nicht mit ihm.
Yumi ist ein kollaborativer Roboter. Der kluge Helfer soll Menschen die Arbeit abnehmen. Etwa bei der Produktion kleiner Teile wie in der Elektronik, in der Uhrenindustrie oder in der Herstellung von medizinischem Gerät.
Der Roboter kann mit seinen zwei «Händen» greifen, schrauben, ansaugen. Mit Zubehör wie Kameras und smarten Sensoren gelingt es ihm auch, quasi zu sehen und zu riechen.
Sogar eine Bäckerei war an Yumi interessiert
Ich, die BLICK-Reporterin, darf in Yumis Heimat: Dem Energie- und Automatisierungstechnikkonzern ABB in Baden AG, um einen Tag lang den neuen Roboter und seine Feinheiten kennenzulernen.
Ein leichter Klaps auf den Arm reicht. Schon nimmt Yumi das gereichte Plastikteil, fügt es mit einem anderen zusammen und lässt es dann sanft in meine Hand fallen. Ich merke: Yumi reagiert empfindlich auf Berührung, will niemanden verletzen. Ein umgänglicher Kollege.
Seine Arme sind den Menschen nachempfunden, aber viel gelenkiger. Richtig programmiert, schenkt er auch Kaffee ein, spielt mit der Modelleisenbahn oder sorgt für eine Lasershow.
So begeistert Yumi auch Branchen, für die er eigentlich gar nicht gedacht ist. «Eine Buchbinderei hat ihn sich angesehen, auch eine Bäckerei war interessiert», sagt Marc-André Zingg (52), Local Business Unit Manager Robotics bei ABB. Er weiss: «Die Nachfrage ist gross!» Über konkrete Verkaufs- und Produktionszahlen gibt ABB jedoch keine Auskunft.
Yumi übernimmt für Menschen ungesunde Bewegungen
Yumi ist ein Vorreiter und der erste in einer grossen Familie von Robotern, die bei ABB in den kommenden Jahren anwachsen wird. Er raubt niemandem den Job, versichert Roboter-Papa Zingg. Für jeden Yumi brauche es einen menschlichen Kollegen, der ihm zuarbeitet. «Zudem werden wir zunehmend Fachpersonal benötigen, das unsere Roboter bedient, überwacht und programmiert», sagt Zingg.
«Yumi übernimmt die ungesunden Bewegungen wie das Zusammenschrauben zweier Teile», sagt Marc-André Zingg. «Bewegungen, die bei Menschen zu Sehnenscheidenentzündungen im Handgelenk führen.» Auch für stupide und gefährliche Arbeiten ist Yumi gut.
Der Roboter kostet ab 40'000 Franken aufwärts
Yumi hat weitere unmenschliche Vorteile: Der Roboter arbeitet 24 Stunden am Tag ohne Fehler. Der Produktionsprozess ist sicher. Er will keine Ferien, kann nicht kündigen und muckt nicht auf. Yumi kostet in der Grundausstattung 40'000 Franken. Mit Extras muss ein potenzieller Arbeitgeber schon mal 70'000 Franken hinlegen – einmalig! Am Ende ist mir ein menschlicher Arbeitskollege dennoch lieber. Mit all seinen Fehlern.