Sie sind in der Schweiz aufgewachsen – trotzdem verlassen sie Freunde und Familie für den heiligen Krieg. Immer mehr Frauen lassen ihr Leben im Westen freiwillig hinter sich, um in Syrien und im Irak für den Islamischen Staat (IS) zu kämpfen.
So wie Franziska S. (31), die am Freitag vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona stand, weil sie zusammen mit ihrem Sohn (4) in die von Terroristen besetzte syrische Stadt Rakka reisen wollte. Jetzt wurde die Winterthurerin verurteilt. Sechs Monate der teilbedingten Strafe muss sie im Gefängnis absitzen.
Oft haben die IS-Frauen eine romantische, verklärte Vorstellung vom Leben mit einem Dschihad-Krieger. Auch Probleme im Job oder zu Hause können eine Radikalisierung begünstigen. Sozialwissenschaftler und Psychologen beschäftigen sich mit den Gründen.
Auch Frauen betreiben Propaganda
Zunehmend gefährdet sind junge Frauen. Meistens werden sie im Internet radikalisiert. Der IS mit seinen klaren Kategorien von Gut und Böse bietet ihnen eine Orientierung. Die Dschihadisten setzen sie unter Druck, zum Islam zu konvertieren und dann einen der Kämpfer zu heiraten.
Manchmal sind es auch Frauen, die für den Islamischen Staat Propaganda betreiben. Sie versprechen den Teenagern eine Aufgabe, Reichtum und Unabhängigkeit. Laut Islamwissenschaftlern fühlen sich einige der Dschihad-Reisenden in ihrer westlichen Heimat als Muslime nicht angenommen.
Romantische Vorstellungen werden zunichte gemacht
Doch die romantischen Vorstellungen werden schnell zunichte gemacht. Nicht selten werden die Frauen im Kalifat missbraucht, versklavt und eingesperrt.
Zahlen, wie viele Frauen in den Dschihad gezogen sind, gibt der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) nicht bekannt. Aber seit 2001 verzeichnet das Fedpol 93 Dschihad-Reisende aus der Schweiz. Immer öfter seien auch Frauen darunter. In Deutschland sind nach Angaben des Verfassungsschutzes zirka 20 Prozent der Dschihad-Reisenden Frauen.